~*~ Chapter Two ~*~
Am späten Jaden mit seinen Freunden beim Abendessen im Alpin-Haus. Sie aßen – wie Syrus übrigens vorausgesagt hatte – Koteletts mit Kartoffeln. Während alle reinhauten und es sich richtig schmecken ließen, aß Jaden langsam und sah sich um. Ohne dass es auffällig sein sollte, betrachtete er Chazz und seine Freunde, die mit ihm an einem Tisch in der anderen Ecke des Raums. Sie diskutierten aufgeregt – hatte Chazz von der Wette erzählt? Sah ganz so aus. Ab und zu blickten ein paar Schüler auffällig in seine Richtung. Er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als jemand ihn anstubste. >>Was?<<, fragte Jaden verdächtig schnell und erschrocken. Es war Youji. >>Kann ich dich gleich mal sprechen, Jaden?<<, fragte sie leise, ohne dass die anderen es mitbekamen. Sie waren gerade in ein Gespräch über seltene Karten vertieft. Jaden nickte und sah dass sie schon aufgegessen hatte. Er ließ seinen Teller stehen, stand auf und ging vor die Tür der Herberge. Ein paar Sekunden kam Youji hinter ihm die Tür raus.
>>Was gibt’s?<<, fragte Jaden in einem geübt gelassenem Ton. >>Das heute Mittag, mit dir und Alexis, also...<< Jaden sah sie an und unterbrach sie nicht. Sie lehnte sich an das Geländer der schmalen Terrasse auf der sie standen und blickte auf den Platz vor dem Alpin-Haus.
>>Jaden?<<
>>Ja?<<
>>Das tut mir leid.<<
>>Ach was, vergiss es. Ist egal.<<
>>Nein, ist es nicht. Alexis hat mir erzählt was zwischen euch abgelaufen ist.<<
>>Ach, hat sie?<< Jaden blickte ebenfalls in die von Schnee berieselten Berge.
>>Hm.<<, nickte Youji.
Für ein paar Minuten legte sich eine peinliche Stille zwischen die beiden. Diese Stille durchbrach Jaden flüsternd: >>Sie war nicht das, was ich fühlte zu brauchen. Wenn du verstehst wie ich das meine.<<
Youji sah ihn überrascht an: >>Nicht das, was du gefühlt hast zu brauchen?<<
>>Sie hat mich irgendwie... nicht ausgefüllt. Keine Ahnung wie ich das erklären soll.<<
>>Du liebst jemanden anders. Das ist die Erklärung für so ein Gefühl.<<
Jaden stützte seinen Kopf auf dem Arm am Geländer ab und sah sie schief an. >>Und wen bitte? Da ist keiner.<<
Youji wippte ein wenig hin. Dann sagte sie langsam: >>Ich glaube nicht... wirklich dass du...<<
Jaden lauschte gespannt.
>>Dass du... so sehr in deine Karten verliebt sein... kannst. Es gibt da bestimmt wen. Auch wenn’s dir gerade... vielleicht gar nicht bewusst ist.<< Sie lächelte ihn an. Der Sonnenuntergang warf einen rötlichen Schimmer über ihr Gesicht, ihre Augen glänzten.
>>Wenn du meinst... aber ich glaube es trotzdem nicht.<<, sagte Jaden leicht angekratzt. Diese Worte hatten etwas für ihn bislang Nichtiges ganz plötzlich in ein ganz anderes Licht geworfen, etwas Heiles kaputt gemacht. Jaden hatte das Gefühl, er bräuchte schnell etwas, um dieses Gefühl loszuwerden, etwas Auffüllendes, etwas Reparierendes.
>>Ich geh wieder ein, Bas sucht mich vielleicht schon. Bis nachher.<<
Jaden sah auf. >>Nachher?<<
>>Hast du das etwa schon wieder vergessen?<<
>>Ja was denn eigentlich?<<
>>Die Schneeballschlacht um Mitternacht. Oh, reimt sich sogar.<<, kicherte Youji.
>>Au ja!<<, sagte Jaden, >>Hatte ich wirklich total vergessen. Hoffe nur, dass wir so lange überhaupt noch wach sind. Ich bin jetzt schon müde wie sonst was.<<
>>War ein harter erster Tag hier.<< Youji nickte ihm aufmunternd zu und ging wieder ins Haus. Jaden blieb noch einige Zeit draußen, dann begab er sich auf sein Zimmer, dass er wie in der Akademie mit Syrus teilte.
>>Hey.<<, sagte er zur Begrüßung, als er das Zimmer betrat. >>Hi Jaden.<<
Jaden nickte und legte sich auf sein Bett. >>Sy?<<
Syrus, der auf seinem Bett saß, fragte: >>Ja, was ist?<<
>>Lach aber nicht, okay?<<
Syrus nickte bestätigend.
>>Okay. Sy, kannst du dir vorstellen, dass ich... naja... äh – schwul bin?<<, mit einem schiefen Lächeln legte er sich so hin, dass er Syrus angenehm ansehen konnte.
>>Soll das ein Witz sein? ich dachte du bist mit Alexis zusammen, Jaden.<<
<Noch so einer der auf dem falschen Dampfer ist...>, dachte Jaden und sagte: >>Nein, nein, bin ich nicht. Aber trotzdem, könntest du dir das vorstellen?<<
>>Hat das was mit Zane und Atticus zu tun oder ist das so ne alberne Scherzfrage?<<, fragte Syrus nochmal. Er war sich sicher, sich verhört zu haben, und kam von dem Stuhl runter. Er setzte sich auf den Boden vor das Kopfteil des Bettes Jadens. Er blickte ihn mit großen Augen an.
>>Ich mein es ernst, Syrus.<<
Syrus schluckte hörbar. >>Naja, ich persönlich kann mir alles vorstellen, mich solltest du das besser nicht fragen. Aber warum tust du es eigentlich?<<, sagte er.
Jaden fragte sich, ob er Syrus von der Wette mit Chazz erzählen sollte, aber dann hätte er auch von dem berichten müssen, was er von Syrus‘ Bruder gesehen hatte. Da er das definitiv nicht wollte, entschied sich Jaden dafür die Story etwas zu verändern: >>Mir hat jemand heute gesagt dass sich ein Junge in mich verliebt hätte, und mich gefragt ob ich denn schwul sei. Naja, ich hab keine Ahnung, deshalb wollte ich meinen besten Freund mal fragen.<<
Als Jaden das gesagt hatte, klang es ziemlich seltsam im seinen Ohren, aber das hatte er jetzt gesagt und dabei würde er wohl oder übel jetzt auch bleiben müssen.
Syrus fragte aufgeregt: >>Was? Wer war das denn?<<
>>Keine Ahnung<<, log Jaden, >>ich kannte ihn nicht, aber er war glaube ich auch nicht von der Akademie.<<
Syrus nah die Hand ans Kinn und dachte eine Weile nach. Jaden wartete, doch es kam nichts mehr. Schließlich war das Thema so abgeschlossen und Syrus legte sich in sein Bett. Er stellte den Wecker, versprach Jaden, und beide schliefen nach ein paar Minuten ein.
Stunden später machte Jaden die Augen auf. Es war dunkel und still, er lag in einem Bett dass er nicht kannte. Jaden setzte sich auf und ihm fiel wieder ein, dass er ja nicht mehr auf der Akademieinsel war, sondern im Alpin-Haus in den Bergen. Er seufzte, und suchte seine Uhr die er unter seinem Bett fand. >>Drei vor... was?! Moment mal! Ah! Sy! Sy, wach auf!<< Zuerst hatte er genuschelt, doch dann war er schlagartig wach. Er sprang auf und ging zu Syrus‘ Bett. Er schüttelte seinen Freund an den Schultern. >>Syrus, wach auf! Wir haben verschlafen! Wir haben gleich schon zwölf! Syrus!!<<
Er ließ von ihm ab, als Syrus wach wurde und irgendetwas nuschelte wie: >>Ich hab aber doch den Wecker gestellt...<< Nun sprang er in seine Sachen hinein, lief noch einmal kurz ins Bad des Zimmers und kam wieder in das Zimmer, indem Syrus sich am anziehen war.
>>Wie konnte das denn passieren?!<<, jammerte Syrus vor sich her. >>So ein Müll, jetzt kommen wir zu spät... Oh man...<< Er kämpfte noch mit seinen Socken.
>>Beeil dich Sy!<<, drängte Jaden, er hatte jetzt richtigen Bock auf eine nächtliche Schneeballschlacht.
Nach wenigen Minuten war Jadens Freund endlich fertig, und sie schlichen sich an den Zimmern der Begleitpersonen vorbei. Die waren das geringste Problem – hörte Jaden doch ihr Geschnarche bis auf den Flur. Die zwei kamen auf die Terrasse vom Alpin-Haus, und auf dem Platz sahen sie schon zwei Truppen sich gegenüberstehend. Jaden und Syrus liefen zu ihnen.
>>Hey, sorry dass wir zu spät sind, Leute.<<, sagte Syrus lächelnd.
>>Na endlich, kommt zu uns, wir sind unter besetzt. Na los.<<, sagte Alexis in einem scharfen Ton.
Jaden stellte sich neben Bastion: >>Was ist los?<< Bastion sah ihn an: >>Alexis und Chazz streiten sich. Sie sind jetzt offiziell unsere Anführer... Alexis‘ Gruppe gegen die von Chazz. Fünf gegen sieben. Wir sind zu wenige.<<
>>Ist doch egal! Wir machen sie trotzdem platt!<<, zischte Alexis zu ihnen nach hinten.
>>Yeah!<<, meinte Youji nur und machte sich schon mal einen Ball.
>>Also Kinder! Machen wir’s doch spannender! Zuerst ein kleiner Wettbewerb und dann ihr gegen uns!<<, rief Chazz um Aufmerksamkeit. Als ob es abgesprochen wäre, stimmten sofort alle aus seiner Gruppe zu. Syrus, Bastion und Youji waren auch dafür, und so holte Youji ein paar Zettel zum Losen der Paarungen im Wettkampf eins gegen eins. Chazz und Alexis zogen jeweils jemanden aus ihrer Gruppe, für den letzten Kampf nahm Chazz den letzten Zettel und Alexis wählte noch einmal aus allen Zetteln.
>>So, wir haben sieben Paarungen für den Wettkampf eins gegen eins!<<, sagte Youji laut und las vor, was sie sich während des Ziehens schnell notiert hatte: >>Erstes Einzel: Kaori gegen Youji! Das bin ich!! Zweites Einzel: Arol gegen Bastion! Drittes Match: Nash gegen Bastion! Er muss zwei mal hintereinander... Viertes: Lester gegen Syrus! Fünftes Einzel: Dora gegen Alexis! Sechstes: Denise auch gegen Alexis! Oh, sie muss ja auch gleich zwei mal hintereinander ran... Und letztes Match: Chazz gegen Jaden...<<, die letzten Worte flüsterte sie nur noch und sah Jaden nachdenklich an. Sie ahnte etwas, was zu dieser Zeit nicht mal Jaden ahnen konnte.
Die Schüler, die gerade nicht kämpften, machten für die zwei die es tun sollten jeweils fünf Schneebälle zum Start.
Youji nahm die Bälle von Bastion entgegen, die braunhaarige Kaori von ihrem Freund Nash.
Alexis rief: >>Drei – Zwei – Eins – Und los!<<
Kaori und Youji schenkten sich nichts, sie gingen ran wie sonst was und bald hatte Kaori genug Schnee gefressen um aufzugeben. Das zweite Match verlor Bastion gegen Arol – weil er eine falsche Strategie benutzt hatte. Youji maulte ihn aus: >>Das ist doch nicht so wie Duel Monsters spielen! Also echt Mal!<<
Das dritte Match gewann er aber, da er dann mehr einstecken konnte als sein Gegner Nash, das vierte verlor Syrus wegen körperlicher Schwäche und fehlendem Verstand, wie sein Gegner Lester es betitele. Das fünfte Match war das bis jetzt am längsten dauernde – Alexis‘ Gegenspielerin Dora schwächte sie solange, bis Alexis zwar gewann, aber dafür ihren nächsten Kampf gegen Denise verlor. Sie ging zu Boden und keuchte, Youji rief ein weiteres Mal wie nach jeder Runde den Zwischenstand laut für alle: >>Also, es steht nach sechs Begegnungen drei zu drei. Das letzte Match zwischen Chazz und Jaden entscheidet!<<
Wie davor stand Youji zwischen den beiden und sah beide einmal prüfend an. Syrus und Nash gaben Jaden und Chazz ihre Schneebälle. >>Bereit? Okay.<<, sagte sie und übernahm den Part, den Alexis schon bei ihrem eigenen Kampf gespielt hatte: >>Drei – Zwei – Eins – Und los!<<
>>Seit wann spielst du eigentlich mit Schnee?<<, fragte Jaden.
>>Seit du geboren bist.<<
>>Aja...<<, flüsterte Youji Alexis zu. >>Die sollen doch nicht reden...<< Alexis zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich relativ schnell wieder erholt und mit den beiden Mädchen aus Chazz‘ Gruppe schon den nächsten Kampf verabredet.
>>Du wirst verlieren.<<, meinte Jaden optimistisch.
>>Die Schlacht vielleicht, aber unsern Krieg bestimmt nicht.<<
<Krieg? Oh, man, ich hab die Wette ja total vergessen... ob er... was vorhat?>, dachte Jaden etwas panisch geworden. <Das könnte mehr als nur peinlich werden.>
>>Das glaube ich nicht, Chazz.<<, sagte er selbstsicher klingen wollend, doch er erwischt den falschen Ton, und Chazz grinste nur.
>>Jetzt fangt doch endlich an!<<, rief Syrus plötzlich dazwischen. >>Ja, genau!<<, stimmte Bastion seinem kleinen Freund zu.
>>Wollen wir?<<, fragte Chazz, und Jaden flüsterte: >>Nein.<< Im selbem Moment warf er blitzschnell seinen ersten Schneeball. Chazz wich jedoch aus und konterte sofort. Doch auch Jaden wich aus. So ging das im hin und her, bis beide ihre Starterbälle verprasst hatten.
Jetzt ging es erst richtig rund, beide wollten zuerst neue Munition, knieten sich hin und versuchten, dem anderen der gerade nicht aufpasste, eine Breitseite zu schlagen. Plötzlich rannte Chazz vom Platz. >>HEY!!<<, rief Jaden hinterher, >>Willst du etwa aufgeben?!<< Auch er folgte ihm in einen höheren Abschnitt, dem Ende der Hauptpiste. Und gerade als Alexis, Syrus und die anderen ebenfalls hinterher wollten, schrie Youji auf. Alle sahen zu ihr – und hinter Youji stand... klar, eine der Begleiterinnen. Und gerade kamen noch zwei andere Begleiter auf die Terrasse gelaufen. >>Spinnt ihr eigentlich?! Es ist mitten in der Nacht und ihr treibt euch hier herum?! Rein, sofort! Alle!! Ich sagte SOFORT!!<< Youji und Alexis wollten noch erklären, dass Jaden und Chazz nicht bei ihnen waren, doch man hörte ihnen gar nicht zu und sperrte sie – wie alle – in ihrem Zimmer ein. >>Aufgemacht wird erst morgen um sieben Uhr! Und ich erwarte dass ihr alle gewaschen und angezogen seid! Wer morgen nur einmal gähnt, geht nicht auf die Piste! UND JETZT SCHLAFT IHR!!<<, brüllte noch einmal die oberste Begleiterin. Die letzte Tür knallte zu und es war Stille im Alpin-Haus. Nur auf den Zimmern wurde noch gemunkelt, was aus den letzten beiden Schülern draußen werden sollte.
>>Wäre Chazz nicht weggerannt, wäre Jaden nicht hinterher gelaufen! Und jetzt muss er die ganze Nacht da draußen bleiben...<<, jammerte Syrus. >>Ich bleibe wach, bis Jaden durch diese Tür kommt.<< Er fixierte die Zimmertür, fest entschlossen zu warten.
>>Ich versteh einfach nicht, warum die aufgewacht sind. Wir waren fast am Ende des Wettbewerbs. Warum... nicht früher?<<, fragte sich Alexis, die ihr Zimmer mit Youji teilte. Diese meinte: >>Vielleicht waren wir zu laut? Ich hatte selbst das Gefühl, wir sind immer lauter geworden, weil wir einfach immer mehr vergessen haben, dass wir eigentlich nicht raus durften.<< Alexis stimmte ihr zu. >>Kann sein, aber... so laut war wirklich nur Jaden, und so schnell wären sie dann nicht gekommen. Meinst du... Chazz könnte weggelaufen sein, weil er etwas gewusst hat?<<
>>Vielleicht, aber er könnte auch Licht in einem der Fenster gesehen haben, er stand dafür gut, er hätte es sehen können... Boah, das war aber gruselig wie die mir plötzlich die Hand auf die Schulter gehauen hat... Aber, ist dir nicht auch was aufgefallen?<<
>>Aufgefallen?<<, fragte Alexis, >>Was denn?<< Youji seufzte. >>Also nicht. Vielleicht hab ich mir es ja auch nur eingebildet...<<
>>Ja was denn? Red Klartext, You.<<, maulte Alexis ihre Freundin an. Sie nickte schnell und flüsterte: >>Chazz hat gemogelt. Beim Losen. Ich hab’s gesehen. Er wollte, dass die Paarungen für die Schneeballschlacht so lagen.<<
Alexis starrte sie an. >>Aber You! Ich saß direkt gegenüber von ihm, ich hätte es doch gemerkt!<< Youji lehnte sich an ihre Freundin und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Alexis Augen weiteten sich.
Währenddessen irrte Jaden durch den Schnee und durch die Bäume. Er hatte Chazz das letzte Mal auf der Waldpiste gesehen, war dann aber von nächtlichen Skifahrer fast zu Tode erschreckt worden, und hatte ihn so aus den Augen verloren.
>>Chazz! Komm raus!<<, rief Jaden schon zum x-ten mal. Ihm war schon sehr kalt, und langsam war er es satt den flüchtigen Rivalen zu suchen. >>Chazz! Mir reicht’s jetzt langsam!<<, maulte Jaden und legte Arme um seinen Oberkörper. Er fing an zu zittern und versuchte sich warm zu halten. >>Was wetten wir, dass er schon wieder bei den anderen ist und sich mit denen kaputt lacht? Ich musste ja auch so dumm sein, ihm hinterher zu rennen. So ein verda-AAAhhhhmter!!!<< Jaden hatte mit sich selbst gesprochen, bis er plötzlich von etwas in den eiskalten Schnee geworfen wurde. >>Was...? Chazz!!<<
Der Schwarzhaarige drückte ihn in das weiße Element und grinste ihn an, was selbst im Halbdunkel nicht schwer zu erkennen war. >>Wo warst du Idiot?! Geh von mir runter!!<<, motzte Jaden Chazz an und setzte sich gegen den Druck auf. Ihre Gesichter waren keine drei Zentimeter von einander entfernt, und Jaden spürte den warmen Atem von Chazz auf seiner kalten Haut. Jaden bekam nun noch eine Gänsehaut, sein Körper spielte verrückt, er wusste in diesem Moment nicht, ob er fast erfrierte, oder bald kochte. Er zitterte immernoch, und die dunklen Augen vor ihm zogen ihn in einen Bann. <Nein, Jaden, wehr dich, das ist alles eine Lüge, das ist die Wette, du...> Er keuchte auf und erhob seine Hände gegen Chazz um ihn wegzustoßen. Doch Chazz fing den Griff ab und packte so schnell zu, dass Jaden seine Arme nicht mehr bewegen konnte. >>Was soll der Mist?!<<, wollte Jaden aufbrausend reagieren, doch aus seinem Mund kam nur ein kleines Keuchen. >>Hast du was gesagt, Jay?<<, hauchte Chazz. <Jay? Jay?!! Was soll das denn werden?!> Sein Gegenüber drückte Jaden wieder in den Schnee, welcher in Jadens Nacken schmolz und unangenehm wurde. Jaden wollte wieder etwas sagen, doch aus seinem Mund kam diesmal gar kein Ton. Das brachte Chazz zum Grinsen. Er beugte sich über den braunhaarigen Jungen und legte die Lippen an seinen Hals. Unbewusst drängte sich Jaden dagegen und drückte seinen Brustkorb gegen den von Chazz. Mit einer raschen Bewegung verfrachtete Chazz schnell Jadens Arme plötzlich über Jadens Kopf und hielt sie mit einer Hand dort im Schnee am Boden. Mit der anderen Hand strich er über das Gesicht des Braunhaarigen. >>Chazz!<<, reagierte Jaden mit erstickter Stimme. >>Ja?<<, flüsterte Chazz mit viel Beiklang in der Stimme in das Ohr von Jaden, der dabei zuckte. >>Was möchtest du?<<
>>Lass mich los!<<, kam es leise wieder.
>>Hm, lass mich mal überlegen... nein.<<, lächelte Chazz unheimlich. Jaden fühlte sich in diesem Moment mehr als nur unwohl. Ihm war kalt, mal auch heiß, - Chazz Atem - tausend Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, mal auch gar keine, - Chazz Geruch - er sah alles hell und klar, mal erschien alles vor seinen Augen dunkel, - Chazz Berührungen - mal hörte er den Wind, die Geräusche der Nacht, Chazz – und manchmal nicht. Für Sekunden hatte die ohrenbetäubende Stille ihn an den Rande des Wahnsinns gebracht, doch das Gefühl verschwand so schnell wie alle anderen wieder in dem unerträglichen Wechsel in Jaden. Er zuckte, er wollte weg – und Jaden begann sich zu wehren.
>>Lass mich sofort los!<<, sagte Jaden deutlich, aber nicht wesentlich lauter als vorher. >>Chazz!<< Jaden hob, überraschend für Chazz, die Arme an und löste sich aus dem Griff von seinem Gegenüber, der doch etwas von der Gegenwehr erschrocken schien, und schubste Chazz weg.
>>Du dämlicher Idiot, wenn du denkst dass du damit diese beschissene Wette gewinnst, dann...<<, maulte Jaden, rutschte durch den Schnee weiter weg von Chazz und stand dann in drei Metern Entfernung auf. Unangenehm berührt fuhr er mit den Fingerspitzen über die Stelle, an denen Chazz Lippen über seinen Hals gefahren waren. Unbewusst hatte er aufgehört zu zittern, schüttelte sich aber jetzt.
Auch Chazz war mittlerweile aufgestanden, er kam wieder auf ein paar Meter auf Jaden zu, der unsicher von einem Bein aufs andere trat. >>Was willst du jetzt machen?<<
Keine Antwort. Wie auf Kommando blieb Chazz stehen, und gleichzeitig traten Wolken vor den schwach Licht bringenden Halbmond. Nun sah man nur noch den Schnee hell leuchten, alles andere lag im Dunkeln. Jaden erkannte kaum noch was, teilweise lag das daran, dass er die Augen zu gemacht hatte, er hatte das Gefühl zu träumen.
<Das hat alles nur mit der Wette zu tun, reg dich ab Jay, abregen. Oh man, jetzt fang ich auch schon damit an... Jay, Jay ist doch bescheuert, klingt total wie... wie ein Hundename... Man, was macht der für einen Mist? Ich versteh das nicht, er weiß doch genau was mit der Wette ist, ruhig bleiben, sowas zählt nicht, du bist nicht schwul... nicht bei Chazz, nein, Jay... Man!! Jaden!! Cool bleiben...!>, dachte Jaden erregt, bevor er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Jemand – und Jaden wusste ganz genau wer – packte ihn durch die Arme am Rücken, er fühlte etwas an seiner Brust, er öffnete die Augen – und spürte Chazz Lippen auf seinen.