~*~ Chapter Twelve ~*~
Das Boot lag immernoch im Hafen. Es war schon nach zehn. Jaden sah ein paar Männer auf dem Schiff, die auf und ab gingen, aber keine Notiz von ihm nehmen zu schienen. Er hörte ab und zu ein paar Rufe, hier und dort brannte Licht hinter den Fenstern der oberen Etage der Fähre.
Jaden war unentschlossen, obwohl er wirklich nur eine Wahl hatte. Er musste rein gehen – sonst wäre vielleicht alles verloren, was er im Moment wollte. Selbst wenn Chazz nicht da drin war... dann wäre er immernoch in Sicherheit... und er selbst? Auf dem Zettel hatte es doch gestanden - >>Sonst ist dein Freund tot, und deine Freiheit wirklich verwirkt. Deine allerletzte Chance...<<, flüsterte er. >>Ich muss gehen.<<
Er setzte seine Schritte fort zur Planke hinauf. Langsam, mit bedachten Schritten ging er Meter für Meter hoch, bis er schließlich an das Stück offene Reling kam. Er hangelte sich auf das Deck, und sah vorsichtig nach Rechts. Dort war niemand zu sehen. Und als er sich nach Links drehen wollte, packte ihn plötzlich jemand. Jaden schrie auf.
>>Na da bist du ja endlich. Man hat dich schon erwartet.<<, hörte er eine dunkle Stimme. Große Hände hatten sich um die Handgelenke des Braunhaarigen gewindet, und Jaden schrie wiederholt vor Schmerzen auf. Dann hörte er tockende Schritte auf dem Holzdeck. Eine Gestalt kam vor ihn.
>>Bring ihn ins Reich der Träume.<<, hörte Jaden die Stimme hinter sich sagen. >>Nein!! Lass mich los!<<, rief Jaden und wand sich in den Händen, die aber einfach zu stark für ihn waren. Die Gestalt vor ihm zog etwas aus ihrem Mantel. Dieser war strahlend weiß, und Jaden realisierte, dass es eine Frau war – und diese Frau zog gerade gut sichtbar irgendeine Spritze aus ihrem Mantel.
Das Licht von einem Fenster direkt vor ihnen beschien die kurz aufleuchtenden Tropfen, die diese Frau aus der Nadel spritzte. Dann ergriff sie Jadens Arm, rollte die Jacke von ihm hoch und stach ihm die Spritze ohne Rücksicht ins Fleisch.
>>AAAHH!<<, schrie Jaden wieder auf, und er fühlte wie Blut seinen Arm entlang auf die Hände des Mannes floss.
>>Gute Nacht, mein Kleiner.<<, hörte Jaden die Frau sagen. Die Stimme war eigentlich weich und nett, aber in diesen Worten lag eine scharfe Bitterkeit.
Plötzlich begann Jadens Arm gehörig zu kribbeln, und rasend schnell stieg das lähmende Gefühl auch in seine Schulter, durch seinen Brustkorb bis hin zu seinen Beinen. Er knickte weg und der Mann hievte den Jungen hoch. In Jadens Ohren begann es zu Rauschen, und in seinem Hals rinnte etwas Warmes die Kehle hinunter. Jadens ganzer Körper war gelähmt, er war ganz und gar unfähig sich zu bewegen, und dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Noch bevor Jaden richtig wach war, spürte er ein unangenehmes Ziehen im ganzen Körper. In jeder Muskel pulsierte das Blut und schmerzte einfach nur. Er nahm etwas helles vor seinen Augenlidern war, und dann hob er sie leicht an, um zu linsen, was eigentlich los war. Er war gefangen worden, und man hatte ihm eine Spritze gegeben... aber was zum Teufel war da drin gewesen, was so höllisch schmerzte?!
Jaden stand. Oder vielmehr er hing. Er hing an einer Wand mit Ketten um die Hand- und Fußgelenke, die sich scharf in die Haut drückte, da das ganze Körpergewicht auf den Stellen lag. Der Braunhaarige stöhnte auf, als er die Muskeln in seinen Beinen anspannen musste, um sie wieder, ausgenommen vom Schmerz, ganz zu spüren und sich dann hinstellen zu können.
Schließlich, nach einem großen Kraftakt, stand er an die Wand gelehnt auf seinen Füßen, und die Schmerzen wurden etwas weniger. Er hob den Blick und versuchte, auszumachen wo er war. Wände, Boden, Decke – alles war in einem azurblauen Ton gehalten. Hier und da Muster von Fischen, Luftblasen und anderem Meeresgetier. Was war das bloß für ein seltsamer Ort? Schrecklich, davon müsste man doch blöd im Kopf werden, dachte sich Jaden.
Er sah geradeaus und erblickte eine große, dunkle Tür die ein Algenmuster zierte. Genau in dem Moment, als Jaden zu schreien anfangen wollte, weil er keine Lust hatte mehr länger hier rumzustehen, schnappten die Ketten auf und er fiel unsanft zu Boden. Er hatte die Arme schützend vor sich gehalten, doch diese brannten und schmerzten höllisch nach dem Aufprall.
Erstmal setzte Jaden sich ordentlich hin, und hielt sich seine Arme, damit es schneller aufhörte wehzutun. Der Boden war aus glitzerndem Stein gemacht, blauer Marmor vielleicht. Gab es sowas eigentlich? Jaden war sich nicht ganz sicher. In seinem Kopf drehte sich alles, und stechende Kopfschmerzen ließen ihn seine Augen schließen, um sich zu schonen. Er rieb sich sanft über die Schläfen und flüsterte ein paar Worte zu sich, dann hörte ein lautes Knarren.
Jaden hob den Blick; die Tür war aufgegangen. Eine junge Frau mit schwarzen Haaren stand in ihr. >>Wie geht es dir?<<
>>Beschissen. Wer sind sie?<<, sagte Jaden ohne Umschweife. Die Frau schnalzte mit der Zunge, was Jaden als sehr unangenehm empfand.
>>Ich bin Ako. Ako Kinoto.<< Sie kam ein paar Schritte auf ihn zu und kniete sich vor ihn. Sie schien zu ignorieren, dass er sich näher an die Wand setzte. Sie griff nach seinem Arm, und er spürte dass sie diejenige gewesen war, die ihn gestern betäubt hatte. War das überhaupt gestern gewesen? Aber sie hatte definitiv die selbe Stimme.
>>Was haben sie mit mir gemacht?<<
>>Dich gelähmt.<<
>>Das habe ich schon bemerkt!<<, sagte er säuerlich.
>>Mit einem starken Neurotikum.<<
>>Was ist das?<<
>>Sagen wir einfach, ich habe dir eine so hohe Dosis Drogen gegeben, dass du einen Schock bekommen hast.<<
>>Was?!<<, fuhr Jaden sie an und riss seinen Arm aus ihren Händen. >>Was soll der Müll?! Spinnen sie?!!<<
>>Das hat der Boss verlangt.<< Sie sah ihn an und lächelte etwas.
>>Wer ist der Boss? Ich will mit ihm reden. Sofort.<<
>>Geht leider nicht. Er ist mit jemanden anderem... beschäftigt. Du wirst deine Anhörung noch bekommen, Kleiner.<<
Jaden sah sich schnell in dem Raum um. In ihm war nichts außer der Tür, nicht wie ein Fenster oder ähnliches. Und vor ihm diese Frau...
>>Was hast du für Beschwerden?<<
>>Sie, ihre Drogen und dass man mir meinen Freund weg genommen hat!<<
>>Deinen Freund? Meinst du den... Schwarzhaarigen?<<
Jaden riss die Augen auf. >>Wo ist er?!<<
Sie lächelte wieder süffisant, fast widerlich. >>Oh, er ist gerade nicht verfügbar, wenn du verstehst...<<
Jaden riss die Arme hoch und brachte die Frau zu Fall. So schwer es ihm auch fiel und so weh es ihm auch tat – er rappelte sich blitzschnell auf rannte hinter die Tür, die er zuschmiss und mit dem Riegel der vorhing verriegelte. Er seufzte, und knickte fast schon wieder ein, hielt sich aber und drehte sich um. Der Gang war so gehalten wie das Zimmer, in dem er gewesen war. Blau, blauer, noch mehr Blau – überall. Und sonst nichts. Er schritt den Gang entlang und er nach einer Weile hörte er zwischen seinen Schritten diese merkwürdige Stille – merkwürdig, weil es gar nicht still war. Man hörte hier und da ein >Blubb<. Hier, und dort, hinter Jaden, vor ihm, über ihm, in seinem Ohr. Davon konnte man bestimmt auch verdammt dumm von werden. Schrecklich, dieses Aqua-Feeling. Nervös schüttelte Jaden seinen Kopf. Immer wieder verschwamm alles vor seinen Augen, und er musste einen Moment stehen bleiben, damit er wieder klare Sicht bekam.
Plötzlich hörte er schnell näher kommende Schritte, viele, laute, jemand rannte durch die Gänge, von denen Jaden nicht die geringste Ahnung hatte, wohin sie führten. Er stieß sich von der Wand ab, an der er sich angelehnt hatte, und lief so gut es ging weiter – Hauptsache nicht in die Klauen dieser Menschen. Aber... Chazz war wirklich hier?
Er kam an eine Abzweigung der Gänge, doch von beiden hörte er Schritte her. Panik stieg in dem Braunhaarigen auf. Er wollte nicht noch mal voll mit Drogen an der Wand hängen! Er drehte sich um und stieß gegen jemanden. >>Hallo mein Kleiner.<< Es war ein großer Mann mit roten Haaren und Schnurrbart, und es war die Stimme die Jaden gestern auch gehört hatte. >>Nein...<<, flüsterte Jaden mit weit geöffneten Augen. Der Rothaarige packte ihn wieder und Jaden schrie los: >>Lass mich sofort los, du Sack! Nimm deine Finger weg!! Lass das!!<<
>>Halt die Klappe, oder ich tu dir weh.<<, meinte der Mann unbeeindruckt und schleifte Jaden durch den linken Gang, in denen ihnen Wachen entgegen kamen.
>>Oh, du hast ihn ja schon. Ako meinte, der Kleine wäre ihr weggelaufen. Dann ist ja alles klar.<<, sagte der Mann, der vor den anderen drei stand. Er hatte schwarze Haare, dunkler als seine Sonnenbrille.
>>Nene, ist schon gut. Ich bring ihn zum Boss.<<
>>Der ist noch nicht soweit mit dem anderen Bengel. Bring ihn -<<
>>Anderer Bengel?!<<, funkte Jaden dazwischen. Der Mann kam näher und beugte sich etwas zu Jaden runter. Alle waren hier so... groß!
Der Mann zog seine Sonnenbrille ein Stück herunter, und sah Jaden direkt in die Augen. >>Ja<<, sagte er langsam, >>ein ganz frecher Schwarzhaariger. Der Boss heizt ihm gerade gehörig ein...<<
>>Was?!<< Jaden war geschockt und aufgebracht. >>Was macht der Kerl mit ihm?!<<
>>Das geht dich nichts an. Übrigens...<<, er setzte seine Brille wieder auf, und stellte sich gerade hin, >>Ich hasse es, wenn mich jemand unterbricht...<< Es schien als würde er sich umdrehen, doch plötzlich fuhr er um und rammte Jaden die Faust in den Magen. Dieser keuchte auf, und ihm blieb einen Moment die Luft weg.
>>Bring ihn in den Empfangssaal. Der Boss hat gesagt er ist in fünf Minuten soweit. Wir holen Ako. Bis gleich, Berat.<< Der Mann, gefolgt von seinen drei Anhängern, ging den Gang ab in den Flur, den Jaden hinter sich gelassen hatte. Während der rothaarige Kerl Jaden weiter schleifte, hörte Jaden immer wieder dieses >Blubb<, was ihn irgendwie verwirrte. Und der Schlag in den Magen war wirklich hart gewesen, immernoch keuchte er um Luft.
>>Na Kleiner, also wenn der Boss mit dir dran ist, würdest du drum beten es immernoch mit Dant zu tun zuhaben.<<, lachte der Kerl, und nach ein paar weiteren Gängen ohne Fenster, und Verzweigungen die Jaden noch mehr verwirrten, öffnete er eine schwere Eisentür, die genauso aussah wie die, die er vor der Frau zugeknallt hatte. Er schmiss Jaden in einen dunklen Raum, und schloss die Tür wieder, sodass der letzter Lichtstrahl vom Flur verschwand. Jaden hörte, wie man den Riegel vor die Tür schob.
>>Mist!<<, fluchte er und schlug mit der Faust auf den Boden. >>Was soll ich denn jetzt machen?<<
Plötzlich dran ein Plätschern an sein Ohr, was nicht wirklich weit entfernt zu sein schien. Jaden setzte sich auf, sah in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte, erkannte aber nichts.
>>Man, warum ist es hier so dunkel?!<< Jaden verzweifelte. Was war das eigentlich hier?! Ne Dunkelkammer mit Wasser oder was? Oder wo war er überhaupt? Wahrscheinlich nicht mehr auf der Fähre... wer weiß, wie lange er in diesem Schock geschlafen hatte? Und warum hatte man Chazz entführt? Was sollte dieser Quatsch?
<Youji hat etwas gesagt... Er ist es... ob sie damit wirklich meinte, dass dieser kranke Arzt der Meister ist? Sein Gesicht... früher trug er immer diese weiße Maske. Niemand hat sein Gesicht je gesehen, auch ich nicht... aber ich muss ihn vernichten!! Schon allein dadurch was er sagt... was er gesagt und getan hat, ich muss ich einfach unschädlich machen! Ich muss Youji rächen... und das was er mir und Cell angetan hat!>
Jaden hielt sich den Bauch, als er aufstand, es zog und tat fast bedrohlich weh, fand er. Er wich ein paar Schritte zurück, bis er die Tür mit der Hand berührte. >>So, irgendwo sollte hier jetzt...<<, flüsterte Jaden zu sich selbst, und auf einmal und unerwartet erklang eine Stimme im gegenüber - irgendwo in der Dunkelheit.
>>Brauchst du Licht?<<
Jaden hielt die Luft an. Er war mucksmäuschenstill.
>>Sag ruhig, brauchst du Licht?<<
Er schwieg weiter.
>>Ich weiß, dass du direkt an der Tür stehst und die Luft anhältst. Du brauchst mir nichts vorzuspielen.<<
Der Braunhaarige schluckte. <Ist das...>
>>Du bist kein Held. Du siehst im Dunkeln genauso wenig wie alle andere Menschen. Also tu nicht so, als kommst du ohne Licht klar. Oder bist du zu feige? Was glaubst du, wirst du sehen? Hast du Angst davor, Licht in die Dunkelheit zu bringen?<< Die Stimme brach in ein lautes Lachen aus.
>>Angst davor, Licht ins Dunkel zu bringen? Niemals.<<, sagte Jaden deutlich. Das Lachen verstummte.
>>Wirklich?<<
>>Hast du vielleicht Angst, mir in die Augen zu schauen, wenn ich dir etwas sage? Mach das Licht an!<<
>>Oh, oh, oh! Laundry, hast du etwa Angst im Dunkeln? Hast du Angst vor Sachen die du nicht kennst, nicht siehst? Brauchst du das Licht sooo sehr?<<
>>Nein!!<<
>>Was denkst du, wirst du sehen, wenn ich das Licht anmache?<<
>>Einen kranken Idioten, der versucht dämliche Psychospiele zu spielen bei denen er selbst auf die Nase fällt.<< ... Stille ... Jaden schluckte wieder. War das ein schlechter oder ein guter Zug gewesen? >>Mach das Licht an.<<, befahl er.
>>Nun gut, aber erschreck nicht zu sehr, kleiner Laundry.<<
Bevor Jaden etwas erwidern konnte, gab es ein merkwürdiges Geräusch, und strahlend weißes Licht durchflutete den Raum. Natürlich war Jaden geblendet, und er hielt sich den Arm schützend vor die Augen. Nach ein paar Sekunden, konnte er die kalte blaue Farbe des Bodens erkennen, und er nahm den Arm weg.
Sein Herz stand still.
Seine Augen waren weit geöffnet.
Sein Körper begann zu zittern.
>>CELL!!!<<, schrie er panisch auf.
Jaden wandte seinen Kopf ab. Seine Fäuste ballten sich und seine Finger liefen unter dem Druck weiß an. Jadens Lippen bebten, und er kniff die Augen zu. Er keuchte in unregelmäßigen Abständen stockend, und erst nach ein paar Minuten war er wieder fähig, etwas anderes zu tun, als so dazustehen. >>Was hast du Schwein mit ihm gemacht?!<<, fragte er in einem barschen Ton gerade heraus und sah wieder auf.
>>Oh, ein bisschen von diesem, ein bisschen das... es kommt schon einiges zusammen.<<, sagte der Mann, der auf der anderen Seite eines riesigen Schwimmbades stand. Er trug eine weiße Maske, und hinter ihm hing ein Käfig an der Wand... Jaden richtete den Blick wieder auf die Person, die in dem Strahlkörper gefangen war – sein Chazz...
Der Junge saß halb und sah total aufgelöst aus, Tränen rannen still seine Wangen herunter, sein Blick hing lose im Raum. Er zitterte, und die Knöchel an seinen Händen stachen weiß auf der geröteten Haut hervor. Seine Lippe war aufgeplatzt, und angetrocknetes Blut klebte an seinem Kinn, angelöst von dem Salzwasser.
Von diesem Anblick total erstarrt konnte Jaden sich nicht mehr regen. Nur langsam schüttelte er im glatten Unglauben den Kopf. >>Das ist alles nicht wahr, ich träume nur, das kann nicht sein... bitte nicht...<<, flüsterte er.
>>Was wirst du jetzt tun?<<, lachte der Kerl auf der anderen Seite des riesigen Schwimmbades. >>Du kannst ihn nicht retten.<<
>>Was hast du mit ihm gemacht...? Was... was hast du ihm angetan?!<<, schrie Jaden seine Wut heraus. Seine Fäuste ballten sich, und er kam an den Rand des Schwimmbades heran. >>Warum hast du das gemacht?!<<
>>Weil der Kleine ein mieser Verräter ist. Du erinnerst dich doch sicherlich, was deine kleine Freundin dir gesagt hat?<<
Einen Moment lang hielt Jaden inne. >>Was... Youji?<<, wisperte Jaden. Er rief sich ihre Worte noch mal in Gedanken, was aber nicht schwer für ihn war – das waren alles Gründe für ihn gewesen, nicht mehr so viel mit Chazz zusammen zu sein. <Er ist der Verräter, der als nächster dran ist. Er war es...>
>>Erinnerst du dich?<<, fragte die unangenehme Stimme des Mannes und Jaden hörte eine Note der Belustigung in ihr, was ihn wieder aufregte. >>Und was bedeutet das? Was hat das hiermit zu tun?! Warum machst du sowas mit ihm, du Mistkerl?!<<
Der Mann lachte. >>Reden wir doch nicht drum herum. Willst du ihn wieder haben? Diesen kleinen Verräter, der selbst dich belogen und betrogen hat?<<
Jaden sah zu Chazz, der keine Regung zeigte. <Belogen und betrogen?> Der Braunhaarige schüttelte die Worte verwerfend den Kopf. >>Ja!<<, sagte er entschlossen.
>>Also willst du ihn wiederhaben... Was würdest du dafür tun? Was würdest du für ihn tun?<<
Jaden schwieg, sein Blick sagte alles.
>>Würdest du dein Leben für ihn riskieren oder gar sterben?<<, fragte der Mann mit der Maske.
Einige Momente lang versuchte Jaden erstmal seine Gedanken zu ordnen – er wurde festgehalten, Chazz auch, und um Chazz frei zu bekommen soll er sein Leben riskieren? <Was hat dieser Irre vor?>, fragte sich der Braunhaarige und sagte wieder: >>Ja!<<
Der Mann fing an laut zu lachen. >>Das ist eine Entschlossenheit, die dich versagen lassen wird! Du glaubst immernoch, dass du träumst, alles Lüge, ein Märchen. Vielleicht denkst du ja, du liegst immernoch im Koma und träumst einen deiner Träume, die einfach kein Ende nehmen wollen? Von mir aus, Jaden Yuuki... du hast gewählt. Du wirst sterben, glaube mir ruhig, und dein Freund wird dir folgen...<<
>>Hast du genug gelabert?!<<, schrie Jaden zu dem Kerl rüber. >>Lass ihn gehen!<<
>>Nichts da, nichts da, so schnell nicht.<<, sagte er und hob die Hand, um mit dem Zeigefinger genau auf den Jungen zu zeigen. >>Du wirst sieben Aufgaben bestehen müssen, bevor du ihn bekommst. Jede wird gefährlicher sein als die andere – und ich garantiere dir, du wirst schneller sterben als du denkst. Nimmst du an?<<
Der Braunhaarige schluckte. >>Welche Aufgaben?<<
>>Wirst du sehen...<<, sagte der Maskenmann, >>Nimm an oder stirb sofort.<<
>>Hab ich denn eine Wahl?<<, fragte Jaden ernüchtert. Wenn er nicht annahm, würde er sterben, Chazz auch. Würde er annehmen, würden sieben >tödliche< Aufgaben auf ihn lauern, die, wenn er sie nicht besteht, genauso wie Chazz mit dem Leben bezahlen darf. Nur wenn er alle sieben Aufgaben bestehen würde, käme er mit Chazz zusammen frei, so das Wort des Irren vor ihm. Konnte er auf sowas vertrauen? <Klasse...>, dachte sich Jaden und sagte leise: >>Ich nehme an...<<
>>Gut... aber ich garantiere dir, du wirst du schon in vier Minuten wünschen, abgelehnt zu haben und sofort gestorben zu sein...<<, lachte der Kerl. Jaden schwieg, und sein Blick schweifte wieder zu Chazz. Der Schwarzhaarige hatte sich immernoch nicht bewegt, nur am Zittern war er wie verrückt. Eigentlich wollte der Braunhaarige sich nicht ausmalen, was der Irre mit seinem Freund gemacht hatte...
>>Gut. Dann steig in das Schwimmbecken.<<
>>Warum?<<, fragte Jaden sofort. <Ich hasse Wasser!>
>>Tu es. Das gehört zu ersten Aufgabe.<<
>>Können wir nicht Duel Monsters spielen? Das wäre doch fair...<<, bot Jaden an, doch der Mann lachte wieder. >>Nein, es wäre unfair. Du hast keine Ahnung, wie schnell du verlieren würdest. Komm weit genug, und ich geben dir eine Chance... aber ich glaube ich brauche nicht mal eins meiner 134 Decks auszusuchen.<<
Ohne nachzudenken griff Jaden zu seinem Gürtel, und löste seine Deckbox von diesem ab, um sie auf den Boden zu legen. Er wollte seine Jacke ausziehen, doch der Mann sagte: >>Lass deine Sachen an und geh einfach rein. Vertrau mir...<< Mit einem misstrauischen Blick befolgte er die Anweisung und stieg mit allem am Körper außer seinen Schuhen in das Wasser, welches eiskalt war. Er begann sofort zu zittern, und Jaden bemühte sich, nicht zu zeigen wie sehr er das feuchte Element hasste und wie sehr ihm diese Kälte jetzt schon zu schaffen machte. >>Und jetzt?<<, fragte er und bemühte sich wieder die klappernden Zähne unter Kontrolle zu behalten.
Der Mann drehte sich um, ging ein paar Schritte an die Wand und drückte mit einem Finger auf eine in der Wand eingebaute Anlage. >>Du darfst.<<, sagte er leise aber verständlich, und dann setzte er sich auf einen Stuhl in der Ecke des Raumes, der Jaden bis jetzt nicht aufgefallen war. Hinter sich hörte er ein Klicken, dann ging die Tür auf. Er drehte sich rum und sah, wie ein farbiger Mann den Saal betrat und die Tür hinter sich schloss.
>>Deine Aufgabe ist, kein Wort zu sagen. Zehn Minuten lang, die Uhr habe ich hier. Du darfst alles machen, außer das Wasser zu verlassen.<<
>>Und wozu ist der da gut?<<, fragte Jaden zitternd.
>>Marco wird dir die Sache ein wenig schwerer machen – er darf nämlich alles tun, um dir ein paar Töne zu entlocken – mit jedem Hilfsmittel und jeder Methode, die hier möglich sind. Er darf reden, dich berühren, unter Wasser tauchen, das Becken verlassen – außer du kannst es verhindern, ohne ein Wort zu sagen.<<
Etwas geschockt sah Jaden zu dem Farbigen mit einer Glatze auf dem Kopf, der in roten Shorts in das Wasserbecken kam. >>Ab wann geht’s los?<<, fragte der Braunhaarige, und der Mann mit der weißen Maske zählte einen Countdown: >>Drei, zwei, eins, los...<< Er lachte und flüsterte etwas davon, dass Jaden es sehr schnell bereuen würde, auch nur dem Brief gefolgt zu sein...
Jaden holte tief Luft. Ihm war klar, dass das alles ziemlich verrückt war, und ganz so recht verstand er die Sache selbst nicht – wie albern, sieben Prüfungen bis zum Sieg! Und der Sieg bedeutete seinen Freund – der aus unerfindlichen Gründen total gestört in einem Käfig saß.
<Halt bloß durch!>, sagte er in Gedanken zu Chazz und beobachtete den Marco, der mit großen Schritten auf ihn zukam. Natürlich wich Jaden immer weiter zurück, aber der Mann war schneller. Er streckte die Arme aus um den Braunhaarigen zu packen, der aber lotste sich mit einem gezielten Sprung ins Wasser aus dem Angriffsfeld. Als Jaden auftauchte, wurde er aber trotzdem von dem Farbigen erwischt, der ihn hochhob, und volle Breitseite aufs Wasser schlug und untertauchte.
Jaden schüttelte sich und bekam die Hände zu fassen, löste sich unsanft von seinem Gegner und tauchte wieder auf, um Luft zu bekommen. Doch schon wieder bekam Marco ihn zu fassen, drehte ihn zu sich und stemmte sich auf ihn, sodass sie beide Unterwasser tauchten. Der Mann klammerte sich mit seinen Beinen um Jadens Körper fest, bekam nach schier endlosen Sekunden beide Hände seines Opfers zu fassen, und begann mit der anderen Hand die Hose von Jaden aufzumachen.
Dieser registrierte das natürlich sofort, wand sich wie wild um dem Mistkerl zu entkommen, doch erst als Jaden Marco in die Hand biss, ließ dieser von ihm ab und Jaden konnte zurück an die Luft um das wertvolle Element in seine Lungen zu pumpen. Er war drauf und dran, dem Farbigen ein paar nicht jugendfreier Wörter an den Kopf zu werfen, doch bevor er den Mund aufmachen konnte, erinnerte er sich daran dass er gar nichts sagen dürfte.
Mit kurzen Seitenblicken auf den Mann mit der Maske wollte Jaden die übrige Zeit ausloten, aber das war unmöglich; er erkannte die Uhr nicht und durch die Maske konnte er keinerlei Mimik wahrnehmen.
Da Marco währenddessen immer näher kam, wich Jaden bis zum Beckenrand zurück. Er machte sich bereit wieder zur Seite zu springen, doch Marco war schon wieder zu schnell. Er packte den Jüngeren an den Arme, zog ihn wieder ins Wasser und schlug ihm, ehe Jaden sich schützen konnte, mitten in die Magengrube. Sofort wurde ihm übel, und ein kurzes Flimmern vor seinen Augen setzte ein. Er schluckte massig Wasser ehe er wieder an die Luft kam, doch fiel davon bekam er nicht ab, der Marco wuchtete ihn wieder unter Wasser und setzte sein Martyrium fort. Er schlug Jaden immer wieder in den Bauch, bis dieser keine Luft mehr hatte und nur noch Wasser schluckte. Er schleuderte den Kleineren gegen den Beckenrand, und ließ ihn Luft schnappen, kam dann auf ihn zu und drückte ihn mit seinem ganzen Körper gegen die Fliesen.
Jaden stöhnte vor Schmerzen auf, jedoch leise, und möglichst ohne irgendein Wort zu jammern. Und da der Farbige jetzt auch noch seine Arme festhielt, konnte er gar nichts mehr machen. Als ob er sich denn mit freien Händen hätte verteidigen können! Jetzt verstand Jaden das grausame Spiel um die sieben Prüfungen herum...
>>Na Kleiner? Lust auf einen kleinen Ritt?<<, sagte Marco und Jaden fand die dunkle, ruchige Stimme sofort mehr als nur unsympathisch. Die Bedeutung der Frage war ihm auch nicht entgangen, aber was sollte er denn tun? Er war vollkommen wehrlos. Das war kein Duell, bei dem er zum Gewinnen jetzt nur noch die richtige Karte ziehen musste. Das war Ernst.
Jaden dachte unwillkürlich an Chazz. Hatten sie mit ihm dasselbe gemacht? War man bei ihm weiter gekommen als bisher bei ihm selbst? Auch nur der Gedanke ließ furchtbare Wut in ihm aufsteigen.
>>Weißt du, deinem Freund hat das auch gefallen. Wie magst du es denn am liebsten? Sanft und langsam oder lieber etwas schneller und ...härter?<< Bei dem letzten Wort stieß der Mann seine Hüften gegen Jadens, und ihm war das Genug. Mit der Kraft die er aus seiner Wut zog befreite er seine Hände, schmiss Marco nach hinten und tauchte mit ihm unter. Wie besessen schlug Jaden mit allem was er hatte nach dem Farbigen, traf ihn auch immer wieder, und erst als er seinen rasenden Puls in seinen Ohren vibrieren hörte ließ er von ihm ab, tauchte auf und keuchte nach Luft.
<Verdammter schmieriger Mistkerl...>, konnte der Braunhaarige seiner Wut nur in Gedanken Luft machen.
Er sah wie Blut sich im Wasser verteilte, und er war sich sicher, das dieses Blut nicht von ihm war. Denn der Mann tauchte nicht mehr auf. Jaden wich immer weiter in Richtung Beckenrand zurück, und hinter sich hörte er Schritte. Er drehte sich um, und sah den Mann mit der Maske direkt in die Augen.
>>Drei, zwei, eins... hm. Nicht schlecht. Aber die zweite Prüfung wird nicht mehr so einfach sein, Laundry. Oder lieber Jaden? Na komm, sprich mit mir.<< Jaden schluckte, und plötzlich wurde ihm zu übel um seinen Würgereiz zurück zuhalten. Er übergab sich in das Wasser, hustete danach um die Säure aus seinem Hals zu bekommen, und kletterte den Beckenrand hoch. Diese Seite des Beckens war mit Fliesen ausgelegt, und Jaden fand schwer Halt um aus dem Wasser zu kommen. Es gelang ihm dennoch, doch am Beckenrand sitzend wurde ihm ziemlich schwindelig, und er kippte auf dem Boden. Ihm wurde Schwarz vor Augen, und er fühlte nur noch den Schmerz in seinem Bauch und nur noch das Lachen des Meisters hallte in seinem Kopf.