15. Kapitel! Wir nähern uns dem Finale xD Denkt ihr...
~*~ Chapter Fifteen ~*~
Beruhigende Worte, aufrührerische Schreie, sanfte Berührungen und harte Schläge. Alt und Jung, klein und groß. Brütender Hass und starke Liebe, riesiger Mut und jagende Angst.
Pik und Herz, Karo und Kreuz.
Die rote Karo-Neun, die schwarze Kreuz-Dame, das schwarze Kreuz-Ass, die rote Karo-Zwei und der schwarze Pik-König. Die Karten lagen auf der hellblauen Decke, und Jaden musterte sie mit Argwohn. Aron hatte erzählt, man bräuchte die Karten für eine Prüfung. Für die sechste? Aber was brachte es, solche Karten zu haben? Sie zu nehmen? Warum waren es keine Duel Monsters Karten?
Naja, wenigstens konnte er sie als normale Karten erkennen. Denn er sah alles verschwommen, sein Körper brannte überall, wo die Haut etwas berührte, und zugedeckt in einem Bett zu liegen, ja, das tat momentan schon sehr weh. Das letzte, an dass er sich erinnern konnte, war als der Meister ihm seine fünfte Aufgabe erklärt hatte. Irgendwas mit einem Schacht, Wasser, Schlüsseln. Er wusste nicht mehr recht, was danach geschehen war. Aber anscheinend hatte er die Aufgabe bestanden, und er sollte glücklich sein.
Doch ein flaues Gefühl in der Magengegend ließ ihm keine Ruhe. Diese Prüfung hatte doch bestimmt etwas mit Chazz zu tun gehabt. Aber was war mit ihm, wo war er und wie ging es ihm jetzt?
Seufzend schüttelte er den Kopf. Mit nachdenken kam er, mal wieder, nicht weiter. Er betrachtete seine Hände, die in schwarzen Handschuhen versteckt waren. Jaden fragte sich, ob er vielleicht verletzt war, aber er spürte keine Schmerzen. Aber eigentlich doch, im Gesicht, das tat ihm ziemlich weh. Seine Lippen waren wund, und seine Lider schwer. Trotzdem war er hellwach, er war nicht in der Annahme, dass er sich den Luxus Schlaf nun leisten konnte, mal abgesehen davon, dass er schon genug davon hatte.
Als er aufgewacht war, hatte er schon diese seltsamen Sachen an. Das schwarze Top, fast so wie sein eigenes, nur viel enger, die schwarze Hose, die auch ziemlich eng saß, als wäre sie falsch geschnitten worden, und auf dem Stuhl lag das, was er fast nicht für real gehalten hätte, hätte er es nicht gesehen. Eine Slifer Red Uniform für das dritte Jahr in der Akademie, bloß in schwarz und rot, ohne das Weiß was auf den anderen Uniformen zu sehen war. Ziemlich krank, dachte er sich. So eine Uniform gab es für die Slifer Reds nämlich gar nicht. Man bekam sie nur sobald man in den Obelisk Blue Rang aufgestiegen war, selbst in Ra Yellow trug man in seinem dritten Jahr noch die Uniform des zweiten. Und erst recht sah man sowas nicht in rot und schwarz, was aber eigentlich gut aussah. Aber im Moment hatte Jaden keine Kraft zum aufstehen, sein Bein tat ihm ziemlich weh, und der Druck der engen Hose auf die Wunde war bald unerträglich.
Den Braunhaarigen erschrak es fast zu Tode, als plötzlich eine Luke, altbekannt, in der Decke aufging und ein Monitor aus der Decke fuhr. Als er in der Mitte der Zimmerhöhe verharrte, schluckte Jaden. Was kam jetzt? Der Bildschirm wurde hell, flackerte auf und schließlich ergab sich ein Bild.
Natürlich sah er den Meister, welcher gemütlich in einem Sessel in einem dunklen Raum saß. Nur wenig Licht drang an die Gestalt, doch es genügte, um Jaden nicht vergessen zu lassen, in was für einem Schlamassel er sich doch befand, wenn er ehrlich war.
>>Hallo Jaden. Wie geht es dir?<<
>>Das interessiert sie nicht. Was ist mit Chazz?<<, fragte Jaden hart.
Das Kichern das folgte, war unerträglich.
>>Hören sie auf zu lachen, sie...! Verdammt, wo ist Chazz und wie geht es ihm?!<<
>>Hast du noch nie an die Decke geguckt?<<
Etwas verwirrt wisperte Jaden: >>An die... Decke?<< Er legte den Kopf in den Nacken, um eigentlich die weiße Decke zu betrachten, aber diese Decke war durchsichtig, und was er durch sie sehen konnte, gefiel ihm gar nicht. Auf dem Boden des oberen Raums lag eine schwarze Gestalt, eine Gestalt in schwarzen Sachen – ein schwarzer Mantel.
>>Chazz?<<, flüsterte Jaden, und Unglauben lag in seiner Stimme.
Der Schwarzhaarige lag wie leblos auf der zentimeterdicken Glasscheibe, und schlagartig erinnerte sich Jaden, dass man ihn vergiftet hatte. Er hatte das Gegengift holen müssen, aber hatte er es ihm auch gegeben? Hatte er es noch geschafft?
>>Es geht im gut. Noch...<<
>>Was soll das heißen?!<< Seine Lippen brannten bei jedem Wort, genauso wie seine Lungen, seine Kehle, aber das war ihm egal.
>>Bist du bereit für deine sechste Aufgabe?<<, fragte der Mann mit der Maske. Jaden nickte. >>Was soll ich tun?<<
>>Oh, im Prinzip musst du nur sitzen bleiben und auf dein Glück vertrauen.<<
>>Das heißt was?<<
>>Na, das was ich gesagt habe. Die sechste Aufgabe braucht nur dein Glück, mehr nicht.<<
>>Mit Glück allein kommt man nicht weit.<<, stellte Jaden nüchtern fest.
Der Meister lachte. >>Das kann schon sein, aber bist du nicht der ewige Optimist? Derjenige, der egal was kommt immer an sich glaubt, der auf sein Glück vertraut?<<
Jaden schüttelte den Kopf. >>Vielleicht war ich mal so, aber das ist vorbei. Endgültig. Zu viel Glück hat noch niemandem geschadet, sagt man, aber wer hatte den bitte schon mal zu viel Glück, um das zu beweisen? Glück hat eine Schattenseite, und die heißt nicht etwa Pech. Die heißt Tod.<<
>>Da spricht etwas weises aus dir, Jaden, das mag schon sein. Aber ich bin mir sicher, selbst wenn dein Tod folgt, solltest du jetzt auf zu viel Glück hoffen. Alles was du für die Prüfung brauchst, liegt auf deinem Nachttisch und vor dir auf deiner Decke. Meine Assistentin wird dir alles Genauere erklären. Viel... Glück.<<
Das Gesicht der Ärztin Ako Kinoto erschien auf dem Bildschirm, als das des Meisters verschwand. >>Hallo Jaden. Ich werde dich durch deine sechste Aufgabe führen.<<
Mürrisch nickte der Junge.
>>Erstmal nimm bitte die Sachen, die auf deinem Nachttisch stehen.<< Jaden griff nach den zwei Würfeln, und dem Stapel Karten. Das Brett, das unter allem lag, legte er auf seine Beine und legte ebenfalls alles wieder drauf. >>Und jetzt?<<
>>Hast du die Karten, die als Bestätigung der Siege in den ersten fünf Prüfungen da sind, bei dir?<<, fragte die Frau. >>Ja, sie sind hier.<< Er hielt die Karten hoch.
>>Sehr gut. Jetzt wähle dir aus dem Stapel Karten von deinem Nachttisch irgendeine beliebige aus. Egal welche, such dir eine aus die dir gefällt, von der du denkst dass sie dir Glück bringt. Wie du möchtest.<<
Jaden wählte die Herz-Sieben, die er allerdings nur zufällig aus der Mitte des Stapels zog.
Bestätigend nickte Ako Kinoto. >>Nun lege drei deiner nun sechs Karten weg.<<
Einen Moment lang fragte sich Jaden, was das nur für ein Mist sein sollte. Von den bisher gefallenen Wörtern gab keins ihm einen Tipp, was er am besten weglegen sollte. Und er wusste nicht mal wofür das gut war! Schließlich legte er von der roten Karo-Neun, der schwarzen Kreuz-Dame, des schwarzen Kreuz-Ass, der roten Karo-Zwei, dem schwarzen Pik-König und der roten Herz-Sieben die Dame, das Ass und die Zwei weg. <Ob das eine gute Entscheidung war?>
>>Du machst das prima.<<, lobte die Frau und Jaden fühlte sich wie im Kindergarten, >>Nun nimm die Würfel. Die erste Aufgabe besteht darin, die Augen deiner Karten mit den Würfeln zu werfen. Nimm deine erste Karte.<<
Jaden hielt die Karo-Neun hoch. >>Die Regeln werden nun etwas komplizierter. Nimm dir einen Würfel, und würfle. Insgesamt kannst du mit deinem ersten Würfel drei Mal würfeln. Nimm die Zahl die du gewürfelt hast, oder nimm die nächste gewürfelte. Wenn du zum Beispiel einmal wirfst, eine Sechs hast, und damit zufrieden bist, nimmst du den zweiten Würfel, und mit nur einem Versuch musst du eine Drei würfeln, um die Augenzahl deiner Neun voll zu bekommen. Das musst du mit zwei deiner drei Karten schaffen, um weiter zu kommen. Es dürfen nicht mehr oder weniger Augen sein, sondern genau die Zahl die deine Karte wert ist. Bei der zweiten Karte hast du für den ersten Würfel nur noch zwei Versuche, bei der dritten Karte hast du beim ersten und beim zweiten Würfel nur einen Wurf.<<
Etwas verwirrt nickte Jaden, und lächelnd sagte die Frau: >>Keine Bange, ich werde dir helfen.<<
Also war Hilfe plötzlich erlaubt, wenn es um Glück ging? Na toll, ging es nicht im ganzen Leben bloß um Glück?
Jaden nahm den ersten Würfel in die Hand, und ließ ihn auf das Brett fallen. Es war eine Fünf.
>>Nun kannst du den zweiten Würfel nehmen. Dann musst du eine Vier würfeln. Wenn du die Fünf aber nicht möchtest, würfele nochmal und vernichte deine Chance mit Zahlen wie Eins und Zwei, oder erhöhe sie vielleicht mit einer Sechs, damit du nur eine Drei spielen musst.<<
>>Solange ich keine Einsen und Zweien würfele, ist es doch egal was ich sonst bekomme. Die Wahrscheinlichkeit eine der anderen Zahlen zu bekommen, liegt genauso hoch.<<
Sie nickte wieder. >>Gut aufgepasst.<<
>>Ich bleibe bei der Fünf.<<, sagte Jaden.
>>Gut, dann musst du jetzt mit einem Wurf eine Vier bekommen, oder die Karte gilt als verloren.<<
Zu Karten konnte Jaden immer eine Bindung aufbauen, zumindest mit Duel Monsters Karten. Aber mit Würfeln? Und dann trug er diese dämlichen Handschuhe, die er nicht abbekam und die so saßen, als wären sie eine Haut aus schwarzem Wachs. Einfach nur großartig.
Trotzdem nahm Jaden den zweiten Würfel, und ließ ihn auf das Brett fallen. Lange kullerte der rote Würfel nicht auf der weißen Unterlage.
>>Eine Vier.<<, sagte Jaden. Ein Lächeln wollte ihm nicht in den Sinn kommen. Kurz sah er nach oben – nicht hatte sich verändert. Nur die Sorge wuchs von Minute zu Minute. <Chazz!>
>>Sehr gut! Die Karo-Neun gilt nun als gewonnen. Nun musst du nur noch eine Karte voll spielen. Wähle deine zweite Karte.<<
Jaden hob den Pik-König hoch. >>Was hat er für einen Wert?<<
>>Elf. Nur ein Ass hätte mehr.<<
>>Ich hab aber keins.<<
>>Ich weiß.<<
>>Gut.<< Er nahm den blauen Würfel, mit dem er zuerst würfeln musste, und behielt ihn erstmal in der Hand. Jetzt war ihm klar, würde er etwas niedrigeres als fünf werfen, hätte er Probleme. Dann ließ er den blauen Würfel fallen. Zwei. >>Klasse.<<
>>Würfel nochmal.<<, riet Ako Kinoto.
>>Hatte ich vor, danke sehr.<<, meinte Jaden säuerlich und wieder ließ er den Würfel fallen, dessen nach oben gerichtete Seite eine Sechs zeigte. >>Sechs? Dann muss es jetzt eine Fünf sein...<<
>>Genau.<<
Der Junge nahm den roten Würfel in die Hand, und ohne lange zu zögern ließ er es drauf ankommen.
>>Tut mir, leid, die Karte gilt als verloren.<<, sagte die Stimme, ehe Jaden wirklich mitbekommen hatte, was er gewürfelt hatte. <Noch eine Sechs? ... Mist!>
>>Deine letzte Chance ist deine letzte Karte. Du darfst nur einmal mit jedem Würfel würfeln. Aber du bekommst das schon hin.<<
Na, die Frau hatte gut Nerven! Bei ihr gings ja schließlich nicht um den Freund, den Geliebten, nein, sie bekam Geld für so einen Schwachsinn!
>>Ist ja gut, ich hab’s verstanden!<<, knurrte Jaden den Bildschirm an und griff nach dem blauen Würfel. Nun, was die Sieben für einen Wert hatte war klar. Und die sieben war eine Zahl, die man ziemlich leicht mit zwei Würfeln auswürfeln konnte... oder? Diesmal überlegte er schon etwas länger. Er konnte alles würfeln, sogar eine eins. Nur dann brauchte er immer das Gegenstück dazu – und das könnte schon etwas schwieriger werden. Er schloss die Augen und ließ den Würfel fallen.
>>Oh, schon wieder.<<, hörte er die Stimme der Frau, und Jaden öffnete die Augen. >>Sechs? Oh, fängt ja klasse an.<<
Sofort wusste Jaden, dass der Satz unlogisch gewesen war, aber seine Stimmung lag wegen den Sechsen im Spiel zuvor nicht wirklich gut.
>>Nur eine eins, dann hast du es fast hinter dir.<<
>>Jaja, ist gut.<<, sagte Jaden und starrte den roten Würfel an, bevor er ihn nahm. Der Würfel war wie der blaue auch ein gebräuchlicher Casinowürfel, der Betrug verhinderte und Ausgeglichenheit garantieren sollte. Während auf dem hellblauen Würfel weiße Punkte waren, zierten den Roten goldene. Sah ziemlich kindisch aus.
>>Also eine Eins...<<, flüsterte Jaden, nicht gerade zuversichtlich. Hing sein Leben abermals an einem so schwachsinnigen Spiel? Irgendwie bezweifelte Jaden, dass er Glück haben würde. Obwohl, laut seiner eigenen Aussage würde er so wie so sterben. Wenn er nicht gewann, oder wenn er mit zu viel Glück gewann. Aber... das war doch auch Quatsch, nur so daher gesagt... oder?
Er hatte einfach keine Hoffnungen, die Chance stand eins zu sechs. Relativ gesehen, war es mehr als nur unwahrscheinlich jetzt die Eins zu würfeln. Aber er hatte keine Wahl, er musste es machen, sonst war bis hierhin wirklich alles umsonst! Und das wollte, nein das konnte er Chazz nicht antun, das konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. <Ich brauche eine Eins... bitte, ich brauche eine Eins! Um Chazz‘ Willen...>
Der Würfel fiel schwer auf das weiße Brett, und Jaden hatte das Gefühl es würde sich viel lauter anhören als sonst. Seine Hoffnung hing an dem Wurf, es musste eine Eins sein, bitte lass es eine Eins sein, bitte, es musste sie sein, eine...
>>EINS!<<, schrie er auf. Endlich lächelte er. >>Es ist eine Eins! Ich habe die zweite Karte voll gespielt!<<
Ako Kinoto klatsche in dem Bildschirm. Sie lächelte und nickte bestätigend. Der Würfel hatte wirklich die Eins gezeigt, ein kleiner goldener Punkt in dem satten Rot.
>>Sehr schön, ich wusste doch du würdest es schaffen! Aber wir sind noch nicht fertig.<<
Das Grinsen verschwand. >>Ach ja, das war ja nur der erste Teil...<<, seufzte Jaden. Er hasste es, nur mit Glück zu spielen. Glücksspiel eben!
>>Leg bitte die Karte weg, mit der du verloren hast.<<
Der Braunhaarige legte den Pik-König neben den Stapel der Karten. >>Und nun lege eine der beiden Karten weg, mit der du gewonnen hast.<< Jaden entschied sich dafür, die Herz-Sieben zu behalten. Also wanderte die Karo-Neun zu der Kreuz-Dame, dem Kreuz-Ass, der Karo-Zwei und dem Pik-König.
>>Merk dir deine letzte Karte. Dann lege sie in den Stapel der anderen Fünf Karten und mische sie gut durch.<< Jaden tat, was sie ihm gesagt hatte, und mischte die Karten zusammen. >>Und jetzt?<<
>>Misch ruhig noch ein bisschen weiter.<<
>>Was bringt es sechs Karten zu mischen?<<
>>Wirst du sehen. Tu’s einfach.<<
Nun, mischte er also weiter. >>Und wie lange soll ich mischen?<<
>>Bist du nicht mehr weißt, welche Karte welche ist.<<
Jaden hörte augenblicklich auf zu mischen. >>Das weiß ich doch jetzt schon nicht mehr.<<, beteuerte er.
>>Misch weiter!<<, befahl sie zum ersten Mal in einem strengen Ton, und Jaden machte weiter. Er hatte wirklich keine Ahnung mehr, welche Karte welche war, an welcher Stelle sie lag oder gerade hin gemischt wurde.
>>So, jetzt ist genug.<<, sagte Ako Kinoto wieder freundlicher. >>Leg die sechs Karten nebeneinander auf das weiße Brett.<< Jetzt konnte Jaden sich schon denken, was sie wollte.
>>Jaden, jetzt musst du deine letzte Karte mit einem Zug wieder aus den Karten heraus ziehen. Du hast zwei Minuten Zeit, wähle gut. Die Zeit läuft ab jetzt.<<
Nun, jetzt hatte Jaden sechs verdeckte Karten vor sich liegen. Ne verzwickte Sache, wenn er nur einen Zug hatte. <Was soll ich denn nehmen?>, fragte er sich in einem halbherzig munteren Ton in Gedanken, als würde er sich fragen was er zum Frühstück essen sollte.
Die Karten hatten alle die selbe Rückseite, ein blauer Wirbel mit einem schwarzen Oval in der Mitte, ähnlich wie bei Duel Monsters Karten.
>>Du hast noch eine Minute Jaden.<<
Nur kurz sah Jaden zu der Frau auf, dann widmete er sich wieder den Karten. Hm, wären es wirklich Duel Monsters Karten, hätte er hundert pro richtig geraten, aber mit normalen Karten...
<Ach komm Jaden, Karten sind Karten!>, tadelte er sich, <Es ist immer nur Glück. Ich... habe immer nur Glück. Vielleicht hatte ich ja schon zu viel, und nun kommt die Schattenseite des Glücks dran? Ob ich wohl verlieren soll? Karten sind Karten...>
>>Jaden, die Zeit ist vorbei. Wähle deine Karte, oder du hast verloren.<<
Der Braunhaarige vertraute seinem Instinkt, griff nach der zweiten Karte von links und hob sie hoch. Aber er schaute sie nicht wirklich an, er verschloss sich vor dem Anblick.
>>Was hast du gezogen?<<
Mit einem leicht abwesenden Blick sah Jaden nach oben an die durchsichtige Decke. Hinter ihr hatte sich noch immer nichts geändert. Langsam senkte er den Kopf wieder. Und nun sah sich Jaden die Karte an - >>Herz-Sieben.<<, sagte er. Er verstand seine eigenen Worte einen Moment lang nicht, bis er registrierte, dass er diese Karte gebraucht hatte. Herz-Sieben war die Karte gewesen, die er hatte ziehen müssen – und er hatte sie gezogen! Im Prinzip hatte die Chance wie bei dem letzten Wurf des Würfelspiels eins zu sechs gestanden, und wieder hatte er es geschafft, so unwahrscheinlich es auch gewesen war.
>>Prima! Das heißt, du hast dich für das letzte Spiel qualifiziert.<<, ertönte die Stimme aus dem Monitor.
>>Was?? Noch eine Runde?!<<, schreckte Jaden entsetzt auf. Er hatte genug vom Glück.
>>Oh, nein, ich habe mich falsch ausgedrückt. Du hast dich für die siebte Prüfung qualifiziert.<<
Mehr als nur erleichtert atmete Jaden aus, sagte jedoch sogleich: >>Ich will zu Chazz.<<
>>Du kannst auch zu ihm. Zieh dir deinen Mantel an, und dann geh einfach aus der Tür, links die Treppen hinauf. Du wirst das Zimmer finden, es ist das einzigste in dem Bereich. Man wird euch rufen lassen, wenn die siebte Prüfung beginnt. Bis dann, Jaden.<<
Er nickte, und wartete nicht, bis der Monitor hinter der Luke verschwunden war, sondern sprang direkt aus dem Bett, zog die Schuhe an die neben der Tür standen, warf sich den Mantel um, obwohl er nicht ganz wusste wieso er das tun sollte, und rannte die Treppen hoch. Das tat zwar wegen der engen Hose an dem verletzten Oberschenkel wirklich weh, aber das war ihm egal, er wollte zu Chazz!
Und tatsächlich, in dem Gang am oberen ende der Treppe gab es nur einen Weg, eine Tür – ein Zimmer.
Er stieß die schwere Holztür auf und trat erst schnell, dann mit langsameren Schritten über den gläsernen Boden. Wie dick er wirklich war, wusste er nicht, doch auch das war einfach nur egal. Es war ihm gleichgültig. Sein Blick haftete an der Person, die auf diesem Boden lag.
>>Chazz...?<<, fragte Jaden flüsternd, trat neben ihn und kniete sich hin. >>Bist du wach?<<
Er strich mit den Händen durch das schwarze, volle Haar, und sah wie die Lieder des Jungen zu zucken begannen. Er drehte Chazz auf den Rücken, und legte seinen Kopf in seinen Schoß. >>Wach auf.<<, sagte er leise aber bestimmt.
Der Mund regte sich, in die Hände fuhr das Leben, und die schweren Lieder hoben sich.
>>...Jaden?<<, flüsterte der Schwarzhaarige.
Der Braunhaarige nickte bestimmt, in seinem Gesicht verschmolz Erleichterung und Freude zu einem verliebten Lächeln. >>Ja, ich bin hier.<<, antwortete er.
Chazz sagte nichts, sondern wurde erstmal richtig wach. Mehrmals öffnete er seine und schloss sie wieder, immer gingen sie ein wenig weiter auf, um die Situation zu erfassen, bis sie schließlich den Weg in Jadens Augen fanden.
Langsam aber sicher hob Chazz den Arm, um Jaden an der Wange zu streicheln, und dieser schmiegte sich gegen die weiche Hand. Genießerisch schloss der Kleinere die Augen, und seufzte erleichtert aus.
>>Was hast du da an?<<
Etwas erschrocken sah Jaden zu dem Älteren runter. >>Was?<<
>>Was hast du da an?<< Mit einem verständnislosem Blick sah er wie Chazz seine Kleidung musterte. Verlegen lächelte Jaden und sagte erklärend: >>Die geben mir nichts anderes. Ich weiß, steht mir nicht, aber was soll ich denn machen...<<
Chazz schüttelte den Kopf. >>Nein, nein, es steht dir.<<
Jetzt wurde Jaden rot um die Nase. >>Oh, danke...<<
Ohne Worte half er dem Älteren in eine aufrechte Position.
>>Wie... geht es dir?<<, fragte Jaden zögernd.
>>Naja, den Umständen entsprechend...<<, antwortete Chazz. >>Und dir?<<
Jaden zuckte mit den Schultern und hüllte sich in Schweigen. Er wusste gerade überhaupt nicht, wie es sich fühlte. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, nicht zuletzt wegen dem nicht besonders sicher scheinenden Boden, sondern vor allem aber wegen der letzten Prüfung. Wären sie endlich frei, wenn er es nicht versieben würde? Aber wenn er es doch täte... und die Kleinigkeit mit dem Glück lastete immernoch über ihm wie ein dunkler Schatten, und gut fühlte er sich nicht unbedingt seit er die letzte Aufgabe bestanden hatte. Die einzige positive Sache war, fand er, im Moment dass er mit Chazz zusammen war, mit ihm reden konnte, ihn ansehen konnte.
>>Was heißt das? Geht’s dir nicht gut?<<
>>Nicht sonderlich, nein.<<
>>Warum?<<
Wieder zuckte Jaden bloß mit den Schultern.
>>Hast du die sechste Prüfung gemacht? Was ist passiert?<<
>>Ich habe sie bestanden...<<
>>Das ist doch gut! Warum freust du dich nicht?<<
Ohne Verständnis für die Traurigkeit in seinen Augen sah Chazz den Kleineren an. >>Ist denn... etwas passiert?<<
Jaden stiegen, fast ohne Grund, plötzlich Tränen in die Augen. Er wandte sich ab, und erschrocken beobachtete Chazz jede der Bewegung, die sein Freund machte. Er legte die Hand auf die Schulter des Jüngeren, und er spürte, dass er zitterte. >>Was ist denn los?<<
>>Nichts...<<, hörte er Jaden sagen, und dieser wischte sich mit seinem Ärmel übers Gesicht. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass so wie er gesessen hatte, seine Wunde aufgeplatzt war - daher kamen die plötzlichen Schmerzen, die neben den anderen Schmerzen auf seiner Haut sich seiner bemächtigt hatten, und ihm zum weinen gebracht hatten. Er sah runter auf sein Bein, und fühlte jetzt auch, dass die schwarze Hose an der Stelle der darunter liegenden Wunde vor Blut triefte. Er stand auf, in der Hoffnung der Schmerz würde nachlassen, und er behielt Recht – es tat noch weh, ziemlich sogar, aber nicht mehr so unerträglich wie vorher.
>>Jaden?<< Die Stimme drang direkt in sein Ohr, und er schloss daraus, dass Chazz auch aufgestanden war. Und plötzlich umarmte er ihn von hinten, und legte seinen Kopf auf seine Schulter.
>>Es ist nichts...<<, sagte Jaden etwas abwesend und irritiert. Er spürte wie Chazz leicht den Kopf schüttelte. >>Sag’s mir, wenn du’s mir sagen möchtest, okay?<<
Jaden nickte. >>Gut.<<, wisperte Chazz in sein Ohr.
Er löste die Umarmung, und sah erstmals den Boden. >>WHO! Was ist das denn?<< Jaden drehte sich zu ihm um. >>Was? Ach, der Boden? Hm...<<
>>Komm, ich will hier raus.<< Chazz fasste den Kleineren an der Hand und ging mit ihm zielstrebig zu der Tür, und als sie im Flur standen, ertönte eine Durchsage: >>Die siebte Prüfung beginnt in zehn Minuten. Kommt aufs Deck.<<
>>Deck? Das ist immernoch das Schiff?<<
>>Nein, ich meine zwischendurch waren wir auf einer Insel.<<
>>Aha...<<
>>Sollen wir gehen?<<
>>Ja. Ich bin bereit.<<