Auf einer kleinen Lichtung saßen Jaden und Rechal sich gegenüber. Jaden trug die dunkle Hose und das grüne Hemd, dass er sich von seinem neuen Freund geliehen hatte.
>>Wann hat das eigentlich angefangen?<<, fragte der Braunhaarige den Blonden. >>Das hast du gestern nicht erwähnt.<<
>>Vor etwa sieben Monaten, in Paris.<<
>>Daher kommt es also?<<
>>Ja, aus der Hauptstadt Frankreichs. Die erste Gang dieser harten Duellanten, wie sie sich selbst so toll nannten, gilt heute schon als Legende.<<
>>Wie jetzt? Nach sieben Monaten? Warum?<<
>>Weil sie alle tot sind. Gestorben, im Kampf.<<
>>Oh.<< Jaden bekam einen trockenen Mund. >>Du bist mit her gekommen, weil ein paar dieser Typen auch hierhin gekommen sind?<<
>>Ja, und weil ich mir erhofft hatte hier Leute wie dich zu finden, die mir helfen wollen.<< Rechal lächelte. >>Ich bin froh, auf dich gestoßen zu sein, Jaden.<<
Jaden wurde rot um die Nase.
>>Du hast wirklich Talent, obwohl ich nicht weiß ob man das im Bezug auf die Sache als Kompliment geben kann.<<
>>Naja... Ich hatte schon immer einen gewissen Überlebenswillen.<<
>>Glaub ich dir.<< Beide mussten lachen.
>>...Wie ist es passiert?<<, fragte Jaden dann nach einer Weile leise.
>>Sie geriet an den Falschen. Sie hatte mehr als Talent, und ein starkes Deck, also war sie der Star in den Clubs. Aber dann traf sie diesen Kerl, der ihr alles versprach was sie schon immer haben wollte. Sie musste nur in einen der Clans wechseln. Die Clans sind so ein Zwischending zwischen den sauberen Clubs und den Gangs. Irgendwann ist sie immer tiefer rein gerutscht, und kam bestenfalls noch einmal die Woche nach Hause. Sie erzählte, dass sie Vorstand einer eigenen Gang wäre. Am letzten Tag an dem ich sie sah, klärte sie mich über diese neue Art des Duellieren auf. Es würde doch viel mehr Spaß machen, und Reize geben. In dieser Art von Duellen, gewann der Bessere, und der Schlechtere wäre endlich von der Bildfläche verschwunden. So würde es irgendwann nur noch einen Duellanten geben – den Besten. Sie war überzeugt, sie würde es werden können. Und schließlich war sie ganz weg. Ich forschte in den Clans und in den Gangs, aber niemand schien auch nur von ihr gehört zu haben. Irgendwann hörte ich von dieser Fahrt hier. Und ein paar Tage später hörte ich zufällig zwei Jungs darüber reden. Sie sagten, der Boss persönlich würde mitkommen. Und das waren Jungs der stärksten Gangs. Also trug ich mich in die Fahrt ein und musste nur noch warten...<<
Jaden schluckte. >>Wie gut bist du im Duellieren?<<, fragte er.
Zuerst reagierte Rechal nicht, doch dann begann er sein Hemd aufzuknöpfen.
>>Äh...<<, sagte Jaden leise, doch schnell wusste er, dass er nichts in der Art zu befürchten hatte. Rechal hatte sein Hemd ausgezogen, und sein kompletter Brustkorb hatte Narben und teilweise noch nicht verheilte Wunden aufzuweisen.
>>Sagen wir mal so, ich habe noch nie verloren.<<
Auch Jaden knöpfte sein Hemd auf, um Rechal seine Wunden zu zeigen. >>Meinst du, da bleibt auch eine solche Narben?<< Die Schulter war zwar verbunden, aber der Schnitt an der Brust war genäht und frei liegend.
>>Wahrscheinlich. Tut mir Leid.<<, sagte der Blonde.
>>Was geht denn hier ab?<<
Etwas erschrocken sahen Jaden und Rechal zu der Person, die auf die Lichtung getreten war.
>>Für meinen Geschmack ist der ein bisschen zu vernarbt, meinst du nicht? Oder stehst du auf sowas, Jaden?<<, fragte Chazz mit roten Wangen vor Zorn.
>>Reg dich ab. Wir haben nur geredet.<<, sagte Rechal und begann sein Hemd anzuziehen und wieder zu zuknöpfen.
>>Klappe.<<, zischte Chazz.
>>Er hat aber Recht.<<, meinte Jaden. Auch er zog sich wieder richtig an.
>>Ach, gehört zu reden auch ausziehen?<<
>>Komm runter, Chazz! Ich...<<, versuchte Jaden zu beschwichtigen. Er war rot geworden, da das doch schon ziemlich peinlich war. Er war sich nämlich noch immer nicht im geringsten über seine Gefühle klar.
>>Wenn du schon lügst, dann mach’s wenigstens ohne dabei rot zu werden!<<, fauchte Chazz ihn an.
<Eigentor...>, dachte Jaden leicht gekränkt. >>Chazz, hör doch mal zu!<<, schrie er auf, und der Schwarzhaarige verstummte, als er gerade Rechal anmachen wollte.
>>Ich weiß ja nicht, was du für Probleme hast, aber meine sind nichts gegen deine, und seine auch nicht, also lass Rechal in Ruhe, okay?<<
Immernoch rötlich auf den Wangen und unsicher im Blick sah Jaden von einem Jungen zum anderen. >>Und außerdem, halt dich aus meinen Angelegenheiten raus, ja? Ich bin alt genug um auf mich selbst aufzupassen!<<
>>Das glaub ich allerdings nicht.<<
Es ging so schnell, als das hätte jemand einschreiten können. Ein Messer flog quer über die Lichtung und rammte sich in Jadens schon verletzte Schulter. Schreiend und unter Schock knickte Jaden zusammen, ehe Chazz reagieren konnte und ihn auffing.
Ein Jugendlicher sprang aus dem Geäst, aus dem das Messer geflogen war, und landete gegenüber der drei auf dem Boden. >>Du weißt, worum es geht! Steh auf, du Ratte.<<
Sofort versuchte Jaden sich aufzurichten und griff an seinen Gürtel, doch dann ließ er den Arm fallen. >>Ich kann nicht. Ich hab mein Deck nicht hier.<<
Der Typ lachte. >>Du hast dein Deck nicht dabei? Dann hol es dir oder ich schicke dich sofort zur Hölle!<<
Chazz erhob sich. >>Wer bist du überhaupt?<<, fragte er in scharfem Ton.
>>Mein Name ist Julien!<<
>>Und was willst du?<< Chazz versuchte ruhig zu bleiben. Am liebsten wäre er dem Typ ja sowas von an die Gurgel gegangen!
>>Ich will diesen Mistkerl fertig machen, der meinen Bruder ermordet hat!<< Juliens lange braune Haare und sein lange weißer Schal flatterten in einer leichten Brise.
>>Was?!<<, fragte Chazz entsetzt und sah zu Jaden, der mittlerweile wieder stand. Er sah wie der Jüngere schluckte, und drehte sich ganz zu ihm. >>Stimmt es, was der Typ sagt?! Sag dass es nicht so ist!<< Er packte Jaden an den Unterarmen und schüttelte ihn, so gut es ging ohne ihn zu verletzen.
Rechal nahm das Wort an sich: >>Er hat sich nur verteidigt! Dein Bruder unterschrieb sich sein Todesurteil, als er sich einließ in eure Gang einzutreten! Jaden war nur derjenige, der das Pech hatte es ausführen zu müssen!<<
>>Halt die Klappe, Verräter! Du bist nach ihm dran!<<, knurrte der Braunhaarige.
Jaden sah nicht auf. Er seufzte nur.
>>Jetzt tu irgendwas! Hol dein Deck oder ich mach dich platt, ohne dass du Zeit schinden kannst!<< Julien war drauf und dran, komplett die Kontrolle zu verlieren.
>>Hör zu, Julien. Es ist zu früh dafür. Komm heute Nacht wieder hierhin. Ich werde da sein.<<, rief Jaden an Chazz vorbei zu dem jungen Mann.
>>Er hat Recht. Zu viele Menschen könnten uns entdecken!<<, stimmte Rechal mit ein.
Plötzlich schien es ein stilles Einverständnis zu geben.
>>Abgemacht. Ich krieg dich, Mörder!<<, rief Julien und zückte ein weiteres Messer. Er sprang zurück ins Geäst und warf es, doch Rechal stieß Jaden und Chazz um, sodass das Messer sich in einen Baum bohrte.
>>Ich frag mich, wie sie sich selbst nennen, wenn wir Mörder sind...<<, flüsterte Jaden und setzte sich auf. Er griff an das Messer, dass er abbekommen hatte, holte tief Luft, und riss es sich glatt aus der Schulter.
>>Jaden!!<<, schrie Chazz dabei entsetzt auf.
>>Keine Angst, der Verband hat es aufgehalten, es war nicht tief drin...<<, meinte der Braunhaarige nur und stand wieder auf. Noch einmal atmete er auf. Rechal erschien neben ihm.
>>Bist du sicher?<<
>>Ja, es geht wieder los.<<
Auch Chazz stand auf.
>>Wen bitte hast du umgebracht??<<, fragte er haltlos.
Jaden und Rechal sahen sich an. >>Jetzt müssen wir es ihm wohl oder übel erklären...<<, meinte der Jüngere. Der Blonde nickte.
>>Erklären? Wird auch Zeit!<<, drängte Chazz.
>>Wohin sollen wir gehen?<<, fragte Jaden, doch Rechal wehrte ab. >>Wir bleiben hier.<<
>>Aber wenn der Typ noch da ist und uns belauscht?<< Jaden legte den Kopf schief.
>>Jaden, jeder annehmbare Duellant wird rund um die Uhr belauscht, ausspioniert, und so weiter. Es werden Informationen von Schülern gekauft. Du kannst nicht mal duschen, ohne dass jemand darüber Bescheid weiß und dabei vielleicht seelenruhig auf deinem Bett sitzt und wartet, bis du fertig bist.<<
>>Aber ihr seid erst gestern hier angekommen... und habt schon volle Kontrolle?<<
Betreten nickte Rechal.
>>Na gut...<<, sagte Jaden und setzte sich wieder auf den Rasen an einen Baum gelehnt. Rechal setzte sich an einem Baum keinen Meter entfernt. Chazz ließ sich an den Baum fallen, an dem Jaden schon saß, und sich auf den Boden rutschen. Irgendwie verstand er erst jetzt, dass man seinem Liebsten eben ein Messer in die Schulter geworfen hatte... man hatte seinem Liebsten vorgeworfen, ein Mörder zu sein...
>>Schießt los.<<, sagte er mit kaum hörbarer Stimme und einem trockenem Mund als hätte er pures Salz geleckt.
>>Rechal?<<, sagte Jaden fragend, und der Franzose räusperte sich. Er sprach mit unüberhörbarem Akzent, und dennoch konnte man ihn gut verstehen.
>>Vor sieben Monaten formierte sich im Untergrund von Paris eine neue Art zu duellieren mehr und mehr. Durch Clans wurden Clubs zu Gangs, Menschen zogen sich durch die Kreise runter. Als meine Schwester Amíe verschwand, wurde ich darauf aufmerksam. Sie war einer Gang gefolgt, die zum Orden avancieren wollte. Ich schlich mich in ihre Kreise, um alles herauszufinden, was ich bis heute weiß. Und viel ist nicht bei rum gekommen. Gangmitglieder erzählten davon, dass der ominöse Boss dieses neuen Ordens auf diese Fahrt hier mitkommen würde. Also kam ich mit, um meine Schwester zu finden, oder etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Aber ich suchte auch nach starken Duellanten, um sie warnen zu können. Ich fand erstmal Jaden – und gestern als ich ihm diese Geschichte zu erklären versuchte, griff uns einer der Typen dieser Gang an. Naja, schnell wollte Jaden sich duellieren, ich warnte ihn, aber er ließ sich nicht aufhalten. Er gewann das Duell ohne wirkliche Probleme, und sein Gegner starb an den Folgen der Niederlage.<<
>>Es sind Reality-Duels?<<, fragte Chazz auf einmal. >>Das ist es?<<
>>Ja. Weißt du was über sie?<<
>>Ich hab eine Studie angelesen... von Zane. Als er die letzten drei Monate im Ausland war, um Erfahrungen für den Beruf zu sammeln, schrieb er sie. Ich hab sie aber nur überflogen, ich hätte nicht gedacht dass das was dort stand, wahr sein könnte...<<
>>Du meinst, Zane weiß davon?<<, fragte Jaden völlig überrascht. Er stand auf. >>Dann gehen wir sofort zu ihm!<<
>>Er hat Unterricht...<<, sagte Chazz langsam und stand auch auf. Ganz verdaut hatte er noch nicht so wirklich alles, was er jetzt mitbekommen hatte.
>>Stimmt es eigentlich, dass mich alle suchen?<<, fragte Jaden unvermittelt. Rechal ergriff das Wort: >>Ja, unserer Begleiterin hat’s jedenfalls gesagt.<<
>>Nicht alle<<, sagte Chazz, >>Nur ich und Atticus.<<
>>Du hast mich gesucht?<<, fragte der Braunhaarige.
>>Nein, man muss sich bei dir und deinem Zustand ja keine Sorgen machen! Als ob ich dich gesucht hätte!<<, zischte Chazz sarkastisch.
Jaden lächelte. >>Du hast dir Sorgen um mich gemacht? Danke.<<
Chazz Nase wurde ein bisschen rot. Das Lächeln war zu süß! Er drehte sich um und ging voraus.
>>Chazz?<<, fragte Jaden unsicher.
Er drehte sich im Gehen um. >>Na kommt, jagen wir Zane aus seinem Klassenzimmer!<<
Jaden lachte. >>Komm, Rechal.<<
Zum dritten Mal hatte Rechal die Geschichte schon erzählt. Er saß neben Jaden auf dem Sofa. Atticus stand im Raum, und Chazz lief am Fenster hin und her. Sie waren in dem Studienraum der Referendare, nachdem Atticus Zane aus dem Unterricht geholt hatte.
Nun kramte der Blauhaarige in einer der Schubladen des großen Schrankes, und suchte die Unterlage, die Chazz gelesen hatte. Gleichzeitig versuchte er so gut es ging die Fragen der Anwesenden zu beantworten.
>>Warum hat man nie was dagegen unternommen? Weißt du das?<<, fragte Atticus seinen Freund, doch Zane schüttelte den Kopf. >>Keine Ahnung. Aber ich weiß von einem Bekannten, dass hohe Einheiten der Regierung in Paris davon schon Wind bekommen hatten.<<
>>Wirklich?<<, fragte Rachel unsicher. >>Wieso haben sie nichts getan? Das versteh ich nicht.<<
>>Das weiß ich auch nicht, tut mir Leid.<< Mittlerweile war Zane bei der dritten Schublade.
>>Wie hast du das heraus gefunden?<<, fragte Jaden. >>Hast du eins der Duelle gesehen, oder...?<<
>>Ich hatte ziemliches Pech. Bei meiner ersten Begegnung mit einem dieser Duelle steckte ich in der Rolle des Opfers.<<
>>Man hat dich angegriffen?<<, fragte Atticus entsetzt. >>Das hast du mir nie erzählt.<<
>>Weil ich es eigentlich nach dieser Studie vergessen wollte.<<, grinste Zane. Vierte Schublade.
>>Du hast gewonnen.<<, stellte Rechal fest. >>Ich glaube, du hast damals gegen eine gewisse Alyx gespielt?<<
Erschrocken sah Zane auf.
>>Ich dachte mir schon, dass du mir bekannt vorkommst. Wie hattest du dich damals genannt? L’éclair, der Blitz?<<, sagte Rechal langsam.
Zanes Hände zitterten. Er begann die nächste Schublade zu durchsuchen, als hoffte er, mit Schweigen durchzukommen.
>>Zane?<<, fragte Atticus verunsichert.
Er hielt sein Gesicht im Schatten.
>>Ja. Ich musste in die Szene rein kommen, und nannte mich L’éclair. Ich hatte nie die Absicht, mich herausfordern zu lassen oder gar zu spielen, aber es kam so. Ich hatte nie gedacht, dass man bei den Folgen einer Niederlage stirbt.<<
>>Ich hab dieses Duell gesehen. Du hast ihr keine drei Minuten gelassen.<<, sagte Rechal trocken.
Zane bebte. Er schmiss einen Stoß Papier auf den Tisch. >>Da habt ihr eure Studie.<<, sagte er tonlos und rannte aus dem Zimmer.
Ohne Wort nickte Jaden zu Atticus, um ihm ein okay fürs hinterher gehen zu geben. Der Braunhaarige war schneller weg als der Blauhaarige.
Sofort stürzte Chazz sich auf die Blätter und überflog sie, um nach etwas bestimmten zu suchen. Jaden schalt währenddessen Rechal.
>>Du warst dabei?<<, fragte er.
Rechal nickte. >>Ja, Zuschauer, eher zufällig.<<
>>Das gibt dir aber kein Recht zu kalt darüber zu sprechen, was passiert ist. Denk doch mal, wie er sich dabei fühlt. Ich fühle mich auch nicht toll, nachdem was gestern passiert ist, und dir geht es bestimmt nicht anders. Also?<<
>>Tut mir Leid.<<
>>Sag das Zane, wenn Atticus ihn wieder herbringen kann.<<
>>Ich hab’s!<<
Jaden kam zu Chazz an den Schreibtisch. >>Was steht da?<<
>>Also, hier steht bei Persönlicher Beitrag folgendes: Ich gedenke der Aufgabe des Duellierens und dem Berufswunsch eines Professors. Nach dieser schlagenden Erfahrung eines Reality-Duels fühlt man sich wie ein gebrochener Mensch. Du bekommst Verletzungen ab, die schlimmer sind als sie bei den umworbenen Schattenduellen sein können. Als ich vor Schmerzen in die Knie ging, und die Gewinner der Duelle vor meinem Geistigen Auge sah, fragte ich mich, wie dann erst die Verlierer aussähen. Als ich aufblickte, wusste ich es: Das Mädchen lag tot auf dem Asphalt, und der Regen wusch das Blut ihrer Wunden durch die dreckige Gasse. Unmenschlicher konnte man ein Spiel nicht umgestalten, als man es bei diesem getan hatte. In diesem Spiel begeht man nur einen Fehler, welcher schneller passiert als man denken kann.<< Chazz schluckte.
Jaden hielt den Atem an. >>Er hat wirklich ein Mädchen getötet.<<
>>Und du hast einen Jungen getötet. Zum Vorwurf kannst du dir das aber nicht machen, also tu’s bei ihm auch nicht.<<, sagte Chazz leise.
>> L’éclair...<<, sagte Rechal langsam. >>Alle haben solche Spitznamen.<<
>>Und? Wie heißt du denn?<<
>>Soleil. Meine Schwester hat sich damals Lune genannt.<<
>>Sonne und Mond.<<, sagte Chazz.
>>Du kannst Französisch?<<, fragte Jaden überrascht.
>>Wie Manns nimmt.<< Chazz grinste leicht.
>>Ich will auch so einen französischen Namen haben!<<
>>Jaden...<<, sagte Chazz etwas angekratzt. >>Du bist kein Franzose, und kein Gangmitglied also lass den Scheiß.<<
>>Was heißt denn Sliferniete auf Französisch?<<
>>Du bist doch gar kein Slifer mehr, überlege doch mal bevor du was sagst, Jaden.<<, seufzte Chazz.
>>Menno.<<, sagte Jaden.
>>Fou de Feu.<<, sagte Rechal leise und kicherte. Chazz sah ihn scharf an. Chazz konnte Französisch sehr wohl, was sich nicht nur auf die Sprache beschränkte. Aber Jaden einen Dummkopf des Feuers zu nennen? Was brachte das?
>>Ich zeig dir gleich, wer hier ein Dummkopf ist.<<, warnte er.
Rechal grinste.
>>Wieso Dummkopf? Hä?<<
Einen Moment lang hatte Chazz echt das Gefühl, es wäre noch alles okay wie vor zwei Jahren, als sie gemeinsam in Slifer Red waren und ihre kleinen Streitereien hatten, als sie sich necken und noch Spaß hatten. Als es sowas wie Reality-Duels noch nicht gab.
>>Vergiss es, Jaden.<<, meinte Chazz locker und sah weiter in die Studie ein.
Also ging Jaden zu Rechal. >>Was heißt... ähm... Wunder auf Französisch?<<
>>Le miracle.<<
>>Nö, das erinnert mich an Majonäse. Wind?<<
>>Le vent.<<
>>Oh Gott. Äh, Kraft?<<
>>La force.<<
>>Hilfe, habt ihr denn in Frankreich nichts was gut klingt?<<
>>In meinen Ohren suchst du gerade die schönsten französischen Wörter raus. Es gibt ganz hässliche, da kriegst du von hören nur Kopfschmerzen.<<
>>Schlimmschlimmschlimm.<<, meckerte Jaden leicht.
>>Juge.<<
>>Der Richter? Jaden der Richter? Oh man.<<, sagte Chazz leicht abgelenkt. Er bekam nicht ganz mit, wie beide Jungs ihn anstarrten.
>>Das gefällt mir!<<
>>Ein Richter braucht eine Jury!<< Rechal lächelte, und Chazz sah auf. >>Was?<<
>>Le jury.<<
>>Juge und Jury, das ist doch mal gut! Was hältst du davon, Chazz?<<, fragte Jaden und kam wieder zu ihm an den Schreibtisch.
>>Nichts.<<, sagte er kalt.
>>Och, menno.<<
>>Hör mit deinem Menno auf! Sonst mach ich dir mal ordentlich menno!<<, fauchte Chazz. >>Ich kann das nicht ausstehen.<<
>>Eine Jury die es nicht leiden kann wenn ihr Richter Menno sagt...<<, schmunzelte Rechal.
>>Warum setzt du ihm auch diese Flausen in den Kopf?<<, fragte Chazz wütend.
>>Ach komm, ist doch lustig.<<, meinte Jaden.
>>Qui le feu et l’eau.<<, sagte Rechal.
>>Was heißt das?<<
>>Wie Feuer und Wasser.<<, erklärte der Blonde, >>oder auch: Wie ihr.<<
Chazz seufzte. >>Könnt ihr endlich damit aufhören? Hört mir lieber zu, ich glaub ich hab hier was gefunden.<<
>>Schieß los.<<, sagte Jaden sofort.