Traumland Australien - Chazz, Amerikaner und Wecker, die nicht klingeln

Es geht lkos xD Viel Spaß mit meiner zweiten FF hier ^^

 

 

Das dritte Jahr an der Duellakademie hatte gerade begonnen, es war Hochsommer, und die perfekte Zeit für Austauschschüler – hatte jedenfalls Direktor Sheppert beschlossen. Alle, die wollten, waren eingesammelt worden und mit Dr. Crowler quer über den Pazifik verfrachtet worden, und zwar nach Frankreich. Paris, die schönste Stadt der Seine.

Die Zurückgebliebenen wurden in die größte Unterkunft zusammen eingeteilt, in das Haus der Obelisk Blues. In die beiden anderen wurden die Austauschschüler eingeteilt. Tja, aber für Jaden war das alles nichts besonderes. Er hatte schon die ersten Wochen seines dritten Jahres an der Akademie in der Unterkunft der Blues verbracht, denn er war im letzten Jahr glatte zwei Ränge aufgestiegen. Und bis jetzt hatte er ein Einzelzimmer gehabt – was sich aber nun geändert hatte. Denn aufgrund der neuen Einteilung mussten sämtliche Schüler in das Haus einziehen, und damit sollte Jaden einen Mitbewohner bekommen. Und dieser hätte eigentlich schon seit einer halben Stunde bei ihm eingetrudelt sein müssen – wovon Jaden aber nicht sehr viel sah.

>>Wo bleibt der denn...?<<, fragte er sich nachdenklich. Jaden saß vor seinem Schreibtisch und blickte unentwegt auf die Tür, in der Erwartung dass diese jeden Moment aufgehen könnte. Aber mittlerweile fragte er sich, ob es wirklich ein Obelisk Blue war, mit dem er das Zimmer teilte. Blues waren nie unpünktlich. Selbst er war es nicht mehr unpünktlich, verschlafen oder gar unordentlich. Es schien ihm, als hätte er endlich erkannt was er wirklich wert war. Nicht, dass er das vorher nicht gewusst hätte, er hatte es nur nicht wahr genommen. Nicht richtig jedenfalls. Und nun hatte er neue Ziele, bedeutende Ziele. Klar wollte er immernoch nächster König der Spiele werden, aber er hatte nicht mehr den Übermut wie vor zwei Jahren. Man könnte fast sagen, er wäre erwachsen geworden. Und in drei Wochen wurde er wirklich schon achtzehn Jahre alt.

Seufzend schüttelte Jaden den Kopf. <Auf wen kann man sich eigentlich noch verlassen?> Er stand auf und betrat den Balkon seines Zimmers. Es war ziemlich heiß, und er war froh dass wenigstens der Wind seit einigen Tagen mal ordentlich wehte.

Der Braunhaarige lehnte sich aufs Geländer und ließ die kühle Luft über sein Gesicht streichen. So konnte man das Leben mal genießen...

>>Hallo?<<

Jaden horchte auf, und stieß sich vom Geländer ab. Er ging in sein Zimmer zurück, und sah jemanden in der Tür stehen, den er nicht wirklich erwartet hätte.

>>Du?<<, fragte er irritiert. Das war doch jetzt nicht wahr, oder? Das konnte nicht sein.

>>...Ich.<<

Chazz schien ebenfalls etwas verwirrt zu sein. Warum... sollten sie sich das Zimmer teilen? Ausgerechnet sie?

Jaden sog die Luft scharf ein. >>Du kennst dich aus?<<, fragte er, was aber eher wie eine Feststellung klang, drehte sich ohne eine Antwort abzuwarten um und ging wieder auf den Balkon.

>>Das kann doch nicht wahr sein!<<, stieß er zischend aus. Es hatten doch alle mitbekommen?! Warum... hatte man sie dann zusammen gesteckt?

<Jeder hat es mitbekommen...>, dachte Jaden voller Unmut. <Das... können sie nicht machen!>

Zur selben Zeit im Zimmer, saß Chazz an der Tür angelehnt und hatte den Kopf in den Armen vergraben. Ihm standen die Tränen in den Augen, und er biss sich auf die Lippen um nicht gleich los zu heulen. Er hatte ja alles und jeden erwartet, aber... ihn nicht. Oder eigentlich schon. Er hatte es ja gewusst. Das letzte Jahr war schon genug für ihn gewesen. Erst die AoL, dann dieses ganze Tohuwabohu um die Freunde. Dann der neue Referendar, der niemand anderes war als der ehemalige Kaiser... aber die letzte Woche, die Woche der Prüfungen, die war die schlimmste gewesen. Der riesige Streit, der alle auseinander gebracht hatte... und am meisten ihn und Jaden. Sie waren gerade erst richtige Freunde geworden, und Jaden war ein Freund geworden wie Chazz ihn sich insgeheim immer gewünscht hatte, und alles war zerbrochen. Wegen einem blöden Missverständnis. Und alle trugen dass noch mit sich rum – jedenfalls alle die noch auf der Akademie waren. Syrus, Bastion und Tyranno waren nach Frankreich gegangen, Alexis lebte auf dem Festland, Atticus wohnte mit Zane zusammen in ihrer eigenen Unterkunft, da beide sich im Jahr zuvor schon als Referendare beworben hatten. Edo war wieder von der Akademie gegangen, und nun saßen Jaden und Chazz für die nächsten sechs Monate mindestens alleine auf der Insel. Und nun steckte man sie zusammen! Es waren so viele Schüler da, aber nein, sie kamen zusammen. Dabei war bei den Prüfungstagen alles passiert, und alle hatten es mitbekommen. Spätestens, als Alexis ihr Duell gegen Jaden gespielt hatte, weil sie die Stufenbeste gewesen war und somit das Abschlussduell bekommen hatte.

Hass, gebrochenen Vertrauen, Wut, alles war in die Atmosphäre eingeflossen, jeder hatte es gesehen.

>>Ich hab keine Ahnung, warum man uns zusammen gesteckt hat, klar? Aber ich werde mich heute noch beschweren. Fang also gar nicht erst an, deine Koffer auszupacken.<<, ertönte plötzlich Jadens Stimme, und als Chazz aufsah bekam er nur noch einen eisigen Blick, bevor der Braunhaarige wieder auf dem Balkon verschwand.

Wieso hatte sich alles bloß so verändert?

Seufzend stand Chazz auf, schluckte die Tränen einigermaßen runter und hievte seine Koffer auf das zweite Bett im Raum, das nicht bezogen war.

>>Also fang gar nicht erst an, deine Koffer auszupacken.<<, hallte es in Chazz‘ Kopf nach, und er ließ sich aufs Bett fallen.

Er war jetzt auch ein Obelisk Blue. Wahrscheinlich hatte nicht nur er sich die Wut und den ganzen Frust wegen dem Streit mit Lernen vertrieben, weil er nur Dank den Prüfungen den Ra Yellow Rang übersprungen hatte. Außergewöhnlich viele hatten es dieses Jahr in den Rang der Blues geschafft, obwohl nicht alle in den Streit verwickelt gewesen waren...

Chazz schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster, das gegenüber den großen Flügeltüren der Balkontür nicht gerade klein war. Jaden lief draußen hin und her, und Chazz konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz deuten. Sauer schien er im Moment gar nicht zu sein, nur irgendwie enttäuscht. Oder sowas in der Art. Viel Zeit um die Gesichtsausdrücke von Jaden kennen und deuten zu lernen hatte er nie. Leider.

Er hatte Jaden nie wirklich gehasst, das wusste er, er war bloß... eifersüchtig gewesen. Der Kerl hatte immer so viel Spaß, gute Freunde gehabt, ihm lastete nie der Druck vom Erfüllen von Erwartungen auf. Bei ihm war das ganz anders gewesen. Die Leute die sich um ihn geschert hatten, waren bloß Schleimer gewesen, nichts was man auch nur entfernt hätte Freunde nennen können.

Und was hatte er jetzt erwartet? Er hatte die letzten Wochen immer mehr versucht wieder mit Jaden ins Gespräch zu kommen, doch dieser blockte ab oder ignorierte ihn schlichtweg. Aber Chazz war nicht entgangen, dass Jaden immer allein gewesen war, nie hatte er Freunde oder sowas um sich. Ab und zu plauderte er schon mit einigen Jungs, aber mehr lief da gar nicht.

>>Hä?<<

Jaden war plötzlich stehen geblieben. Irgendetwas schien seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben. Chazz stand auf, und kam in die Tür des Balkons.

Er konnte nun sehen, was Jaden aufregte. Im Hafen liefen zwei Schiffe ein, eins trug eine mächtige französische Flagge, und das andere war von der Seite mit der amerikanischen Flagge bemalt.

>>Warum eins aus den USA?<<, fragte Chazz, in der Erwartung so vielleicht ein Gespräch zu Jaden aufbauen zu können.

Jaden zuckte etwas zusammen, bevor er mit den Schultern zuckte. Er hoffte irgendwie, dass das reichen würde.

>>Ich versteh schon, du willst nicht mit mir reden.<<, flüsterte Chazz, worauf Jaden sich zu ihm umdrehte. Beide sahen sich in die Augen, und Chazz war sich nicht sicher, was jetzt passieren würde. Jaden hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, er lächelte nicht, aber er schien auch keiner schlechten Stimmung zu sein. Als wäre er in einer Schwebe...

Erst als Chazz den Kopf leicht schief legte, und die Schiffe im Hafen mit Begrüßungstuten Jaden aus seiner Schwebe befreiten sagte er leise und tonlos: >>Erfasst.<<, und ging an ihm vorbei.

Als die Zimmertür zufiel, rutschte Chazz am Rahmen der Balkontür runter, und stumme Tränen flossen über seine Wangen. Er hatte so sehr gehofft was anderes zu hören, und dann kam es so leise, fast eiskalt ohne Ton: >>Erfasst.<<

Erfasst. Er wollte nicht mit ihm reden. Er wollte gar nichts mit ihm zu tun haben. Nichts. Ein Wort das nichts heißt, aber alles bedeuten kann.

Ein schreckliches Gefühl der Leere schlich sich in Chazz. Er konnte es nicht ertragen. Sie waren richtige Freunde gewesen, gute Freunde, und dann war alles wieder weg! Man hatte ihm einfach weggenommen, was ihm am meisten bedeutet hatte. Und seit einiger Zeit war das wirklich viel gewesen. So viel, dass es beim herausreißen ein ganzes Stück mehr weggerissen hatte. Und dem jetzt so nahe zu sein, aber immer wieder abgewiesen zu werden...

Jaden war währenddessen auf dem direkten Weg in das Zimmer des Direktors spaziert – das natürlich leer gewesen war. Denn als Direktor hatte Sheppert die Austauschschüler doch zu begrüßen... Also machte sich Jaden dann auf den Weg in den Hafen am Kap. Und dort wurde er fündig. Doch er fand mehr als er erwartet hätte.

>>Jaden, hier rüber!<<, hörte er plötzlich aus der Menge der ungewöhnlich fielen Menschen, und sah sich um. >>Atticus! Zane!<<, rief er. Die einzigen beiden, die trotz dem Streit noch mit allen befreundet waren. Jaden kam zu den beiden Referendaren gerannt. >>Was ist hier los? Sind das alles Franzosen?<<, fragte er direkt.

>>Nein, das große Schiff ist aus Frankreich, das kleinere aus den USA. Wir haben kurzfristig für ein paar unentschlossene Franzosen ein Dutzend Amerikaner aufgenommen.<<, erklärte Zane.

>>Wow. Jetzt bin ich aber baff.<<, meinte Jaden und blickte sich nochmals um.

>>Zusätzlich haben wir zwei stellvertretende Direktoren hier, vier Lehrer und drei Referendaren. Ich sag dir, das wird bestimmt toll.<<

Jaden bezweifelte das irgendwie. >>Sechs Monate Sprachprobleme – wie toll, wie unglaublich toll.<<, sagte der Braunhaarige.

>>Hab dich nicht so, wenn ich mich nicht irre laufen hier genug Leute rum, die diese verschiedenen Sprachen sprechen. Und jemand der ausgezeichnetes Englisch kann, ist doch auf deinem Zimmer.<<, meinte Zane.

Jaden musste Schlucken. >>Ähm, genau deswegen bin ich hier. Ich wollte mit Direktor Sheppert sprechen.<<

>>Warum?<<, fragte der Blauhaarige. >>Stimmt was nicht?<<

>>Ich will einen anderen Zimmerpartner. Irgendeinen, von mir aus sogar ein Mädchen.<<

Als hätten sie es geübt zogen Zane und Atticus gleichzeitig die Augenbraue hoch. >>Was?<<

>>Was stimmt denn nicht mit Chazz?<<, fragte Atticus.

>>Ihr wisst, wer auf meinem Zimmer ist?<<

>>Wir müssen es wissen, wir haben euch alle zugeteilt.<<, sagte der große Braunhaarige.

>>Ihr wart das?!<<, fuhr Jaden sie an. >>Macht das sofort rückgängig!<<

>>Geht nicht.<<, sagten beide wie aus einem Munde.

>>Warum nicht?!<<

>>Weißt du wie viel Überzeugungsarbeit wir für Chazz gebraucht haben, damit er zu dir geht?<<, fragte Atticus etwas erbost.

>>Ihr habt mit ihm gesprochen?! Was ist mit mir?<<

>>Wir reden doch gerade mit dir.<<

Jaden ließ sich die Hand vors Gesicht klatschen.

>>Wir dachten es wäre vielleicht besser, wenn ihr beiden zusammen in ein Zimmer kommt, weil alle anderen ja weg sind. Aus euer alten Clique seid nur noch ihr hier. Wir hielten es für angebracht.<<, erklärte Zane.

Plötzlich wurde es um sie herum schlagartig lauter, und Atticus führte sie aus dem Trubel raus in die Nähe des Waldes, der nahe am Kap begann.

>>Was ist dein Problem, Jaden?<<, fragte Atticus, >>Ihr mögt euch doch, oder?<<

>>Nein.<<, sagte Jaden kalt.

>>Ihr wart beste Freunde bevor der ganze Mist passiert ist, ich versteh nicht wieso man dass wegen einem Missverständnis einfach abhaken sollte?<< Atticus sah ihn ernst an.

Jaden wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte, und bevor er es dann endlich konnte mischte sich Zane wieder ein.

>>Atticus hat Recht. Es ist albern, eine gute Freundschaft wegen sowas wegzuwerfen. Ihr wart gar nicht mal solange gut miteinander, dann passierte das schon. Ihr habt euch auseinander gestritten, aber das heißt noch lange nicht, dass man Gras über die Sache wachsen lassen kann, indem man einander ignoriert. Und nun müsst ihr euch miteinander vertragen, denn sonst haltet ihr keine sechs Tage mit einander aus, geschweige denn sechs Monate. Klar?<<

Und wieder war Jaden sprachlos. Und plötzlich trat ihm Chazz trauriger Gesichtsausdruck vor Augen, wie er mit Tränen in den Augen an der Tür gehockt hatte. Er schüttelte den Kopf, um das Bild loszuwerden.

>>Was ist, wenn ich mich weigere mit ihm zusammen zu wohnen?<<, wollte Jaden eigentlich sagen, aber stattdessen kam ihm etwas ganz anderes über die Lippen, leise, und kaum hörbar: >>Wieso habt ihr lange gebraucht, um ihn zu überzeugen?<<

>>Dass er bei dir wohnt?<<, fragte Zane. >>Weil er ziemlich verschlossen war. Er dachte, du hasst ihn, er hatte teilweise sogar Angst, weißt du das?<<

>>Angst?<<, fragte Jaden etwas erschrocken.

>>Ja.<<, sagte Atticus, >>weil er dachte es würde etwas Schlimmes passieren, wenn ihr zusammen auf ein Zimmer kommt.<<

>>Er hat ziemlich offen mit uns gesprochen, nicht, Atticus? Das fällt mir jetzt erst richtig auf.<<, fragte Zane den Gleichaltrigen, welcher nickte.

>>Ja, absolut. Wir waren eine ganze Woche lang jeden Abend bei ihm, und schon am zweiten Abend hat er angefangen zu weinen.<<

>>Weinen?!<< Jaden war mehr als nur geschockt.

>>Ja.<<, nickte Atticus, >>er hat geweint. Er hat erzählt, wie er immer wieder versucht hat dich anzusprechen, du aber immer abgeblockt hast. Er sagte, er würde doch sehen dass du alleine wärst, aber er könnte nicht verstehen wieso alles so schief gelaufen ist.<<

>>Chazz hat gesagt, dass du ihm sehr wichtig bist, Jaden.<<, fügte Zane leise hinzu.

Jaden wusste, wie er das zu deuten hatte, wenn Zane ihm sowas erzählte. Bei Atticus hätte er ja noch an einen Witz gedacht, ein Versuch zu verkuppeln, wie er es oft tat, egal wer es sein sollte. Aber sowas aus Zanes Mund zu hören, das wirbelte was in Jaden auf.

>>Weder wollen wir, noch können wir noch was ändern. Damit kannst du auch zum Direktor gehen wenn du willst, er wird dich an uns weisen, und unsere Meinung kennst du jetzt.<<, stellte Zane in gewohntem Ton fest.

Langsam nickte Jaden. Das war’s also. >>OK.<<

>>Gut.<<, sagte Atticus, und Jaden wandte sich zum gehen, >>Und vertrag dich endlich mit ihm!<<

Darauf drehte sich Jaden wieder halb um.

>>Zähl mal die Tage, die du schon sauer auf ihn gewesen bist, und überleg mal, ob es das wirklich wert war so viele Tage mit unnötigem Hass und störender Wut zu verbringen!<<, rief Zane, und Jaden dachte einen Moment lang, dass es vielleicht negative Auswirkungen hatte, dass Zane mit Atticus wohnte. Schließlich ging er.

Als Jaden wieder in seinem Zimmer ankam, fand er Chazz schlafend vor. Er konnte sehen, dass der Ältere geweint hatte. Es war später Nachmittag, und in wenigen Minuten würde es Abendessen geben.

Leise ging Jaden auf den Balkon, und lehnte sich wieder auf das Geländer, wie er es seit einiger Zeit zum Nachdenken zu tun pflegte.

<Er hat geweint, er hatte Angst... es könnte etwas Schlimmes passieren? Hatte er Angst vor mir? Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Ich hab gesehen, dass er geweint hat, aber... ich kann ihn einfach nicht als so... so schwach abstempeln, das ist nicht mein Bild von ihm. Chazz ist immer so stark, nie war er verletzlich, und wenn doch dann mit guten Gründen. Soll ich der Grund dafür sein? Er ist ein halbes Jahr älter als ich... und wenn man sich streitet, dann ist doch normaler Weise der Jüngere der, der sich als schwächer herausstellt. Vielleicht passt das Klischee nicht? ... Ich hab keine Ahnung. Und... hat er wirklich gesagt, dass ich ihm wichtig wäre? Als Freund? Oder...>

Jaden seufzte. Er lief zurück ins Zimmer, und überlegte einen Moment, was er jetzt mit Chazz machte. Sollte er ihn fürs Abendessen aufwecken? Oder sollte er ihn lieber schlafen lassen?

Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen, da er plötzlich realisierte, dass Chazz ihn ansah. Etwas erschrocken darüber, dass er den Älteren angestarrt hatte, wandte er sich zur Tür.

>>Komm, es gibt jetzt Abendessen.<<, sagte er schnell und schon war er aus der Tür raus.

Chazz setzte sich auf, und sah ihm hinterher. Sein fragender Blick sagte alles.

Das Abendessen dauerte lange, da man noch massig Informationen vom Direktor und den beiden Referendaren bekam. Man sollte darauf achten, dies und jenes nicht zu machen, um Konflikte zu vermeiden, Duelle waren erlaubt, Kontakte sollten geknüpft werden, Freundschaften geschlossen werden und all das. Und zum krönenden Abschluss bekam jeder noch einen oder zwei Austauschschüler zugewiesen, den oder die sich rum führen, über das Verhalten aufklären und sonstiges sollten. Jaden und Chazz bekamen zwei der Amerikaner ab, Eo und Lenne Disast. Sie bekamen die Aufgabe, die Zwillinge am nächsten Morgen auf dem Gelände herum zuführen, was ihre Laune nicht wirklich besserte.

Nachdem das Essen beendet war, wurden die Schüler auf ihre Zimmer geschickt, und dort angekommen warf Jaden sich direkt auf sein Bett.

>>Zwillinge... oh man, das kann ja was werden, oder?<<, fragte er drauf los, und Chazz war ziemlich verwundert, sodass er sich fragte ob Jaden ihn meinte oder doch nur mit sich selbst sprach. Er wartete einen Moment mit der Antwort, bis Jaden ihn auffordernd ansah.

>>Äh, ja, wird bestimmt anstrengend.<<, nuschelte Chazz nur, ehe er sich auf sein Bett setzte.

Jaden gähnte und streckte sich, ehe er aufsprang und ins Badezimmer lief. Er ließ die Tür einen Spalt weit offen, und Chazz hörte seine Stimme: >>Ach ja, kannst deine Sachen doch auspacken. Wir können die Zimmer nicht mehr tauschen.<<

Mit einer Mischung aus Erleichterung und einem Tropfen Unmut atmete er aus, und holte einige Sachen aus seinen schwarzen Koffern, ehe er sie unter dem Bett verschwinden ließ. Als Jaden umgezogen aus dem Badezimmer kam ging Chazz sich ebenfalls umziehen.

Als er wieder raus kam, fand er Jaden nicht wie erwartet in seinem Bett, sondern wieder auf dem Balkon. Er beschloss, ihn nun besser in Ruhe zu lassen, da er nicht ganz wusste, ob Jaden mit der kleinen Konversion sein gutes Potenzial für den Tag ausgeschöpft hatte, und legte sich in sein Bett.

Nach ein paar Minuten hörte er, wie Jaden die Balkontür hinter sich schloss, und ebenfalls in sein Bett stieg. Danach blieb es ruhig.

>>Das gibt’s ja nicht! Verdammt!!<<

Durch den lauten Aufschrei fiel Chazz fast aus seinem Bett. Als er den Verursacher erblickte, glaubte er, immernoch zu träumen, bis ihm der letzte Tag wieder einfiel.

Jaden fegte halb angezogen durchs Zimmer, und schien irgendwas zu suchen. Er durchwühlte den Schreibtisch, den Schrank, die Kommode, den Nachtisch, einfach alles. Chazz konnte die Dusche im Bad laufen hören.

>>Was ist denn los?<<

>>Wir sind zu spät! Das erstemal seit Wochen habe ich verschlafen! Das gibt’s ja nicht!<<

>>Wieso sind wir zu spät?<<, fragte Chazz langsam, bis er richtig wach wurde.

>>Wir sollten doch die Zwillinge rum führen, vergessen? Und zwar um Neun!<<

>>Wie spät ist es denn jetzt?<<, fragte Chazz und stand erstmal auf.

>>Halb Zwölf!<<

>>Was?<< Jetzt war Chazz hellwach. >>Halb Zwölf? Solange hab ich seit Jahren nicht mehr geschlafen...<<

>>Beeil dich, beeil dich, wir kriegen voll den Ärger!<<

>>Den habt ihr schon.<<

Jaden und Chazz sahen erschrocken zur Tür. Zane und Atticus standen da, und sie sahen nicht wirklich nett aus. >>Yautsch...<<, sagte Jaden mit einer hohen Stimme, die ganz und gar nicht nach seiner klang. Chazz verkniff sich ein Grinsen, und lief erstmal ins Bad um die Dusche abzudrehen. Er kam wieder, und Jaden kam zu ihm gelaufen. >>Die sind ja so sauer!<<, sagte er vielsagend und versteckte sich hinter dem Älteren. Die beiden Referendare kamen ins Zimmer, und Zane schloss die Tür.

>>Was hat man euch gestern gesagt?<<, begann Atticus.

>>Ähm... wir sollten Amerikaner rum führen....<<

>>Und wann?<<, fragte Zane.

Diesmal antwortete Chazz: >>Um Neun?<<

>>Und wo wart ihr um Neun?<< Atticus blickte ernst drein.

>>Äh, wir können das wirklich erklären, also, die Wecker haben nicht funktioniert, und...<<, sagte Jaden schnell, doch Zane hob die Hand und er verstummte.

>>Das gibt Ärger...<<, zischte Chazz, und Atticus nickte. >>Das gibt Ärger. Kannst du laut sagen, Chazz. Man muss euch auf jeden Fall bestrafen, dafür dass ihr die Schule schlecht dastehen lasst.<<

>>Wir müssen euch bestrafen. Und eure Strafe könnt ihr euch heute Abend bei uns abholen.<<, ergänzte Zane.

Chazz und Jaden seufzten. >>Ist gut.<<, sagten sie gleichzeitig und Atticus setzte nach: >>Und jetzt macht, dass ihr euch anzieht. Eure Zuteilungen warten unten auf euch. Seit Neun. Und dem entsprechend werdet ihr sich solange rum führen, wie sie wollen, klar? Mittagessen ist gestrichen.<<

Mit offenen Mündern sahen beide den Älteren hinterher, wie sie das Zimmer verließen und losgingen, um die nächsten Führungsschwänzer auf zu spüren und fertig zu machen.

>>Kein Mittagessen?! Ich krieg ne Krise...<<, flüsterte Jaden geschockt und ließ sich auf den Boden sacken. Chazz atmete unhörbar auf, und verschwand ins Bad, um sich umzuziehen. Er sah sich im Spiegel, und nahm zur Notiz dass er ziemlich rot war. Es hatte ihm einen Schauer über den Rücken gejagt, als Jaden sich an ihm festgeklammert hatte, als seine weiche, gebräunte Haut seine Helle traf. In seinem Bauch prickelte es, und langsam fragte er sich, was eigentlich mit ihm los war.

Plötzlich kam Jaden hinein gestürmt, und packte ihn panisch an den Händen. >>Sag mir bitte, bitte, bitte, dass du weißt wo meine Socken sind!!<<, schrie er bettelnd, und Chazz wurde unangenehm heiß. >>Ich wohn hier weniger als 24 Stunden, und soll schon wissen wo du dein Zeugs hast? Tut mir Leid, keine Ahnung!<<, wehrte er ab, und enttäuscht ließ Jaden seine Hände los. Er reckte sich und kratzte sich dann am Kopf. >>Okay, dann geh ich eben Barfuß.<<

>>Vor Amerikanern?<<, fragte Chazz verdutzt.

>>Warum nicht??<<

Chazz schüttelte nur mit dem Kopf.

>>Also.<<

Chazz seufzte, als Jaden das Badezimmer wieder verließ, und erschrak wieder als er erneut hinein schoss. >>Aber du weißt wo meine Hose ist?<<

>>Nein.<<

>>Okay, dann geh ich eben...<<

>>NEIN!!<<

 
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