Zum Glück war seit einem Jahr der Wohnkomplex der Blues an das Hauptgebäude der Akademie angeschlossen worden, also hatte es Chazz auch bei diesem Weg nicht weit. Als er auf den Flur seines Zimmers kam, dröhnte durch den Lautsprecher die angekündigte Durchsage: >>Liebe Schüler und Schülerinnen, der Unterricht fällt für heute aus. Begebt euch alle sofort in eure Zimmer, und bleibt dort. Sofort! Ich wiederhole, bleibt auf euren Zimmern, bis ihr die Erlaubnis bekommt sie zu verlassen. Wer ohne Erlaubnis erwischt wird, wird auf der Stelle suspendiert. An alle Lehrer: Code C23, Code C23! Sofort vor dem Haupteingang sammeln. Danke für die Aufmerksamkeit.<< Shepperts Stimme klang aufgeregt und ein bisschen durcheinander.
Chazz machte die Tür zu dem Zimmer auf, und Jaden saß kerzengerade in seinem Bett.
>>Was ist los? Warum sollen wir auf unseren Zimmern bleiben?<<, fragte er.
Was sollte Chazz jetzt sagen? Wenn er schwieg, würde Jaden sauer auf ihn werden, und erst Recht abhauen. Aber wenn er ihm die Wahrheit sagen würde, auf die er ein gutes Recht hatte, dann würde er auch gehen, und bei beiden Möglichkeiten wäre er unwillkürlich in Gefahr...
Chazz ließ sich auf sein Bett sinken. Er konnte nichts tun. Wenn er gehen würde, ohne Jaden etwas zu sagen, würde er ihm folgen. Und wenn er ihm etwas sagen würde, würde er mitkommen... Der Endeffekt wäre immer derselbe: Jaden würde los rennen und sich in den Tod stürzen. Wenn er doch Erfolg hätte, würde er trotzdem verwiesen werden... Tod oder Trennung? Für Chazz war der Unterschied gering, aber er dürfte dabei auch nicht an sich denken. Sollte er Jaden beruhigen, ihn anlügen, und ihn dazu überreden, nicht zu gehen, weil es sich nicht lohnen würde?
<Was soll ich machen?>, dachte er verzweifelt.
Ein Versprechen?
>>Jaden, ich werde dir alles erzählen, wen du mir eins versprichst.<<, sagte Chazz langsam, und legte den Kopf so in sein Kissen, dass er Jaden auf seinem Bett sehen konnte.
>>Was?<<
>>Dass du dieses Zimmer nicht verlässt.<<
>>Aber warum denn eigentlich?<<
>>Versprich es mir.<<, bat Chazz.
Jaden stand auf und setzte sich auf Chazz‘ Bett. Der Schwarzhaarige setzte sich auf.
>>Ich kann dir nichts versprechen, wenn ich nicht weiß, worum es geht.<<
Chazz seufzte. Das klappte nicht.
>>Soll ich dir die Wahrheit sagen?<<
>>Natürlich!<< Mit einem etwas verwirrten und teilweise auch empörten Blick sah der Jüngere den Älteren an.
>>Sie rennen in ihr Verderben.<<
>>Was? Wer?<<, fragte Jaden schnell.
>>Zane, Atticus, die Lehrer. Sie wollen die Unterkunft der Yellows stürmen, und gegen knapp fünfzig Mann spielen. Reality-Duels. Sie hoffen, sie können bis zu dem Typen kommen, der den Orden leitet. Aber der wird vorher entwischen. Dass wissen sie, und trotzdem wollen sie es versuchen.<< Chazz bekam einfach kein Blatt mehr vor den Mund, und ehe er sich versehen hatte, hatte er Jaden schon alles erzählt.
>>Was? Ist das war?<< Jaden stand auf, und lief zu seinem Schrank. Er kramte ein Hemd und die Sommerjacke der Blues raus, und schmiss sie auf sein Bett.
>>Ja... aber was machst du da bitte?<<
Jaden knöpfte sein Hemd auf, und zog es aus. Er schmiss es in die Ecke seines Bettes, ehe er das dunkle Hemd anzog, dass er sich raus gelegt hatte.
>>Ich zieh mich um, siehst du doch.<<
>>Und warum?<<
>>Du magst Grün nicht.<<
Chazz hörte den Unterton in der Stimme.
>>Geh nicht.<<
>>Aber sie haben keine Chance.<< Jaden griff nach der Sommerjacke.
Chazz stand auf. >>Sie haben auch keine Chance wenn du dabei bist.<<
>>Dann will ich sie wenigstens aufhalten.<<, sagte Jaden leise.
>>Das kannst du aber nicht.<<, sagte Chazz, und in Jadens Ohren klang das alles andere als endgültig.
>>Wovor hast du Angst?<< Er sah dem Schwarzhaarigen direkt in die Augen.
Die Antwort brauchte eine Weile, ehe sie sich über Chazz Lippen traute.
>>Ich hab Angst davor, dass dir was passiert. Und wenn du dieses Zimmer verlässt, wird es das auf jeden Fall. Entweder, du wirst nur verwiesen, oder du spielst und... stirbst.<< Chazz Stimme war dünner als ein Seidenfaden.
Jaden schluckte, und schüttelte leicht mit dem Kopf. Er kniete sich vor das Bett des Älteren und flüsterte: >>Nein, ich werde nicht sterben, sowas darfst du nicht denken.<<
>>Geh nicht. Bitte...<< Chazz sah den Jüngeren mit einem durchdringenden Blick an, den er nur hielten konnte, um sicher zu sein nicht gleich los heulen zu müssen.
Jaden senkte den Blick. Es war das selbe Gefühl wie vorher, als er in den Armen des Schwarzhaarigen lag. Jetzt war er sich seiner Gefühle sicher, aber er war sich auch dessen sicher, dass er vergessen würde was es hieße Chazz zu lieben, würde er gehen. Es gab eine Möglichkeit, aber Chazz würde niemals zustimmen. Er würde nicht mitkommen. Er wollte ja überhaupt nicht gehen, und Jadens Willen pochte dagegen, nur an die Möglichkeit zu denken.
>>Tut mir Leid...<<, brachte er schließlich hervor.
Chazz seufzte. Er legte sich flach auf sein Bett und starrte die Wand an, um Jadens Blick nicht ertragen zu müssen, aber auch, um ihm nicht zu zeigen, dass er weinte.
Eine Weile herrschte Stille, und Jaden wusste, dass jede Sekunde ihre Chance dezimierte, überhaupt Irgendetwas zu tun. Er stand auf, und schob die Tür zum Balkon auf, und erhaschte einen Zug frischer Luft. Er trat ans Geländer.
Von hier aus sah man die Unterkunft der Reds, aber nicht die der Yellows. Wald erstreckte sich vor dem Anwesen. Er hörte Schritte, und drehte sich um. Chazz stand in der Tür.
>>Irgendwie hat sich alles in den letzten 48 Stunden komplett geändert, oder?<<
>>Ja, da hast du Recht.<<, musste Jaden zugeben.
>>Wir verstehen uns wieder...<<
>>Ja.<<
>>Vielleicht besser als vorher, oder?<<
Der Braunhaarige nickte und lächelte.
>>Aber wir sollen wieder kämpfen, um Schlimmes zu verhindern...<< Chazz Stimme war tonlos.
Jaden biss sich auf die Lippe. >>Ja, scheint so...<<
>>Warum? Warum wir? Hat das alles in den letzten zwei Jahren denn nicht gereicht?<< Chazz legte die Arme eng um sich. >>Ich will das nicht. Es ist gefährlich.<<
>>Es war immer gefährlich...<<
Chazz lachte bitter. >>Aber es ist nicht so wie zuvor. Früher war nur eine Sache ein Hindernis, jetzt sind es zwei...<<, sagte Chazz langsam, und Jaden wollte gerade antworten, als der Schwarzhaarige weiter sprach: >>...die mir nicht erlauben dich gehen zu lassen.<< Jaden legte den Kopf schief, aber Chazz grinste. >>Nicht allein jedenfalls.<<
>>Chazz...<< Jaden atmete erleichtert. Wenn Chazz dieses Grinsen drauf hatte, gab es an seinen Worten nichts zu rütteln, das wusste er schon noch.
>>Lass uns gehen.<<, sagte Chazz und Jaden nickte. >>Lass uns gehen!<<
Die Flure waren leer und totenstill. Aus keinem Zimmer kam ein Geräusch. Niemand wollte den Befehl auf den Zimmern zu bleiben missachten und sich somit einer Suspension gewahr machen. Es war einfach, unentdeckt aus dem Gebäude zu kommen. Doch vor dem Haupteingang gab es keine Spur mehr von den Lehrern, Zane und Atticus.
Schweigend machten sich Jaden und Chazz also auf den Weg zu der Unterkunft der Ra Yellows. Der Weg führte durch ein Stück Wald nahe des Hauptweges. Als sie nahe den Bäumen auf die Lichtung vor dem Haus traten, machten sie entsetzte Gesichter.
>>Es brennt...<<, sagte Jaden fassungslos.
>>Wir sind zu spät.<<, sagte Chazz mit belegter Stimme.
Das Haus stand in Flammen, und keinerlei Anzeichen von Lebens waren zu erkennen. Doch bei dem Ausmaß, dass das Feuer schon inne hatte, wäre das mehr als ein Wunder gewesen.
Gerade wollte Jaden zu einem gehörigen Fluch ausrufen, da packte ihn und Chazz jemand an der Schulter, und zog sie kraftvoll mit einem Ruck zurück in das Geäst der Büsche und Bäume.
>>Was...?!<<, fragte Jaden verwirrt, und sah zu der Person, die ihn an seiner verletzten Schulter gezerrt hatte. Er kniff vor Schmerz die Augen zusammen, und stand auf.
>>Was macht ihr hier?<<
Chazz sah erstaunt aus. Atticus und Rechal standen vor ihnen. >>Wir wussten, dass ihr Schwierigkeiten haben würdet, aber sowas...?<<, sagte er mit trockenem Mund.
>>Wo sind Zane und die Lehrer?<<, fragte Jaden hinterher.
>>Es geht allen gut, aber euch nicht. Ihr habt doch gehört, was Zane gesagt hat?<< Atticus schien ziemlich wütend zu sein.
>>Wenn du es so formulierst, klingt es fast als hätten wir grad nochmal Glück gehabt.<<, sagte Chazz sarkastisch.
>>Habt ihr auch, wenn ihr augenblicklich wieder in euren Zimmern verschwindet. Ich werde Zane nichts erzählen.<<
>>Wie gnädig.<<, heuchelte Chazz. Die arrogante und wütende Version des immer locker gestimmten Atticus gefiel ihm nicht.
>>Vordere es nicht heraus, Chazz. Jetzt geht.<< Atticus Worte klangen endgültig.
>>Nein.<<, hielt Jaden trotzdem dagegen.
>>Jaden, hat dir Chazz erzählt, was ihr eigentlich für ein Risiko eingeht?<<, fragte Atticus als würde er wissen, dass Chazz dem Jüngeren nicht erzählt hatte, dass beide in Gefahr waren verwiesen zu werden.
>>Er hat mir alles erzählt, keine Sorge, Herr Referendar.<< Das letzte Wort betonte Jaden abfällig. Mit dieser Seite von Atticus kam er ebenso wenig zurecht wie sein Freund es tat.
>>Hört damit jetzt auf. Wir müssen zurück ins Gebäude. Lass sie mitkommen. Sie sind entschlossen genug, gegen diesen Kerl anzutreten.<<, band Rechal für Jaden und Chazz bei Atticus an. Nach wenigen Sekunden seufzte der Braunhaarige. >>Ob ich mich irgendwann mal durchsetzten werde können?<<
Jaden und Chazz lächelten sich an.
>>Dann kommt. Wenn wir die Verteidigung geknackt bekommen, haben wir ihn.<<, meinte Atticus. Also machten sich die vier wieder zurück Richtung Akademiegebäude. Auf dem Weg fragte Jaden: >>Warum brennt das Haus der Yellows?<<
>>Ein paar der Lehrer hatten Blitzduelle mit den Aussitzenden Anhängern des Ordens da drinnen. Nachdem sie wieder raus waren, gab es plötzlich eine Explosion. Seit dem brennt das Haus.<<
>>Wann war das etwa?<<, fragte Chazz beim Rennen.
>>Vor zwanzig Minuten vielleicht. Fest steht jedenfalls, das sie dort nur die untersten Ränge hatten. Zane und die anderen sind zurück zum Gebäude, wir sollten sehen ob sich noch was tut.<<, erklärte der ältere Braunhaarige.
Einen Moment lang fragte Chazz sich, wie lang er mit Jaden im Zimmer geblieben war. War das wirklich so lange gewesen, dass die Lehrer Zeit für Blitzduelle hatten, und es noch zwanzig Minuten brannte? Er konnte es sich schlecht vorstellen. Und von der Explosion hatte er auch nichts gehört...
Als sie wieder am Gebäude angelangten, waren die Scheiben der Glastür des Eingangs zertrümmert, in der Eingangshalle brannte kein Licht mehr, wofür aber kleine Feuer ausgebrochen waren, und ganze Seen von Wasser den Weg säumten. Mitten in dem Chaos lagen Menschen.
>>Alles Franzosen...<<, sagte Rechal wehmütig, doch er wusste, was passiert war. Sie hatten sich mit den Falschen angelegt, als sie beschlossen die Akademie herauszufordern.
>>Das heißt, sie waren vorbereitet. Die Franzosen waren vor unsern Leuten hier, doch wir haben sie besiegt.<<, meinte Atticus.
>>Sag mal, Jaden, wie lange dauert eins dieser Reality-Duels eigentlich?<<, fragte Chazz nachdenklich.
>>Nicht sehr lange. Vielleicht zehn Minuten. Viele geben auf, wenn sie grad mal die Hälfte ihrer Lebenspunkte eingebüßt haben. Wenn sie genug Glück auf einen gnädigen Gegenspieler haben, werden sie so am Leben gelassen.<<, sagte der Braunhaarige.
>>Der einzige Weg, eins dieser Duelle zu verlieren, ohne zu sterben.<<, sagte Rechal säuerlich.
>>Weiter.<<, befahl Atticus und schließlich kamen sie auf dem Weg der Zerstörung an spielenden Leuten vorbei. Es spielten französische Lehrer gegen ihre Schutzbefohlenen, amerikanische Begleiter und sogar amerikanische Schüler gegen die Angreifer. Doch auch Schüler der Akademie wollten sie wehren und hatten sich den Regeln widersetzt. Jaden zählte die ganze Zeit über mit, was Chazz nicht entging.
>>Wie viele?<<, fragte er, als Atticus gerade stoppte um einen Lehrer der Akademie zu befragen, der sein Spiel gewonnen hatte.
>>17 besiegte Franzosen, zwei besiegte auf unserer Seite, 13 laufende Duelle mit gutem Stand für uns, 4 mit schlechtem.<<
Chazz pfiff. >>Das heißt gut dreißig der fast fünfzig sind schon aus dem Weg.<<, sagte er.
>>Wenn ich mich nicht verzählt oder geirrt hab.<<, sagte Jaden und ließ die Schultern hängen.
>>Soviel wird man dir noch zutrauen können.<<, grinste Chazz. Doch das Grinsen wehrte nicht lange. Die spärliche Restbeleuchtung der Flure lag mit einem Schlag platt, und man hörte eine laute Explosion, sodass Jaden sich erschrocken an die Wand lehnte.
>>Mist, das war der innere Stromreaktor!<<, fluchte Chazz.
>>Und das ist schlecht...<<, sagte Jaden und sah ziemlich bleich aus.
>>Ja klar, aber... was hast du?<< Chazz gefiel der Gesichtsausdruck seines Gegenübers nicht.
Der Braunhaarige sah aus dem Fenster auf der anderen Seite des Flures. Die Sonne stand tief am Horizont und hatte alles in ein tiefes rot getaucht.
>>Es ist schon am dämmern...<< Jaden schluckte. Er wollte und konnte sich nicht vorstellen, im kompletten Dunkeln durch die Akademie zu laufen und Duelle zu spielen. Er hasste die Dunkelheit. Denn Dunkelheit war das einzigste, was er je wirklich gefürchtet hatte. Jaden bekam Angst.
>>Was ist denn los?<<, fragte Chazz und legte seine Hand auf die gesunde Schulter des Kleineren. Jaden bekam kein Wort heraus.
>>Jaden, Chazz, kommt schon!<<, rief Atticus plötzlich, und als Chazz zu dem Älteren sah, war er mit dem blonden Franzosen schon um die nächste Ecke. Jaden flüchtete ihnen nach, und Chazz folgte dem Jüngeren.
Auf der nächsten Ecke hatten sie die beiden aufgeholt, da sie stehen geblieben waren. Sie waren am Audimax, und die Hardware produzierte Licht. Auf dem Spielfeld stand Zane, und er duellierte sich mit einem der ältesten Schüler.
Chazz konnte schwarze Bänder an den Armen der Duellanten er kennen, und anstatt Karten in den Händen waren visuelle Effekte als Hand zu benutzen. Die Monster auf dem Spielfeld sahen mehr als bloß real aus – sie waren es, und Chazz konnte die Anwesenheit ihrer deutlich wahrnehmen.
Atticus lief an den Feldrand, als Zane am Zug war. >>Wie steht’s hier?<<, fragte er seinen Freund aufgeregt.
>>Gut. Für mich jedenfalls. Geht weiter, ich bin in ein paar Minuten bei euch. Sucht Sheppert, er ist mit einer kleinen Gruppe de Cleuo gefolgt.<<<<, antwortete Zane.
>>Okay.<<, sagte Atticus. >>Pass bitte auf dich auf...<<
>>Immer doch.<<, lächelte Zane. Er ließ sein Monster zum Angriff auffahren, und Atticus und die anderen verschwanden.
>>Alles okay bei ihm?<<, fragte Jaden unsicher. Die Gänge im inneren des Gebäudes wiesen keine Fenster mehr auf, und so hatten sie nur noch das Licht der spielenden Leute und die vereinzelten Brände als Lichtquellen.
>>Ja, alles klar. Wir müssen zu Sheppert aufschließen, er ist Cleuo gefolgt.<<, sagte Atticus beim Rennen. Er kannte sich gut in den Gängen der Lehrerteile aus, und führte sie so schnell durch das Chaos voran. Chazz blieb immer dicht hinter Jaden, und als er plötzlich spürte, dass Jaden nicht wirklich bei der Sache war - da er fast in eine der Pfützen gelaufen und ausgerutscht wäre, hätte er ihn nicht noch rechtzeitig weggezogen - erkannte er, dass Jaden Angst hatte.
Nach unzähligen Gängen und Abbiegungen, traf ihre kleine Gruppe schließlich auf die gesuchte Truppe. In einem Hörsaal duellierten sich Sheppert, ein anderer Lehrer und zwei Begleiter der Amerikaner mit den Franzosen. Es schien ganz gut zu stehen. Atticus lief voran, und befragte die Duellisten nach dem Aufenthaltsort Cleuos, als Jaden plötzlich einen stechenden Schmerz in der gesunden Schulter verspürte, und langsam im die Knie sackte. Chazz bekam dies aus dem Augenwinkel mit.
>>Jaden?!<<, fragte er schnell und bückte sich zu dem Kleineren. Jaden keuchte, und sagte unvermittelt: >>Zieh es raus...<<
Zuerst verstand Chazz nicht, was sein Freund meinte, bis er den Griff des Messers aus der Schulter des Jungen herausragen sah. >>Scheiße!<<, fluchte er. >>Bist du sicher?<<
>>Ja!<<, presste Jaden heraus. Seine Augen tränten vor Schmerz, und er fühlte, wie das Blut sich durch sein Hemd in seine Jacke saugte.
>>Achtung -<<, sagte Chazz, griff das Messer, und fragte noch schnell: >>Langsam oder schnell?<<
>>Sofort!!<<, schrie Jaden. Chazz zog – und holte es raus. Jaden atmete keuchend aus, und stand sofort wider auf.
>>Julien!<<, schrie er in die Dunkelheit des Ganges, aus dem sie gekommen waren. Auf der rechten Seite trat der Junge in das schwache Licht, dass aus dem Hörsaal schien. Neben ihm erschien, ziemlich überraschend...
>>Décembre?!<<, rief Chazz aus.
Beide trugen die schwarzen Armbänder. Jaden fluchte. Chazz sagte: >>Elende Verräterin!<<
Décembre konnte nur lachen.
>>Ich, Justice...<<, begann das Mädchen,
>>...und ich, Feu...<<, schloss der Junge an.
>>Werden euch fertig machen!!<< Sie schrien gleichzeitig, und an den Armen der beiden Jungs erschienen die schwarzen Bänder.
In Décembres Hand hielt die Französin eine rote und zwei blaue Rosen.
>>Du warst das...<<, flüsterte Chazz, und das Mädchen lachte.
>>Jemand musste dich doch beobachten, und ich fand dich zu süß, mit deiner Naivität...<<
>>Sei still, ich will mich endlich mit dem Schwein duellieren, das mir meinen Bruder genommen hat!<< Julien unterbrach Décembre und sah Jaden gereizt an.
>>Halt!!<<
>>Das lassen wir nicht zu! Ihr gehört uns!<<
Jaden sah auf die andere Seite des Flures. Wer erschien?
>>Lenne?!<<, fragte Jaden erschrocken.
>>Und Eo?<< Chazz war verwirrt.
>>Ja. Wir übernehmen sie.<<, sagte Lenne, und hielt ihren Arm hoch. Auch an ihrem Arm war ein schwarzes Band, und Jaden erkannte in ihrer Haltung eine der Duellantinnen, die er hinter der Halle hatte kämpfen sehen. Ihr Bruder Eo war auch dabei gewesen.
>>Stellt euch!<<, rief er.
Décembre stellte sich gegenüber von Lenne auf. >>Dich mach ich fertig! Und danach ist der Bursche da dran!<<, rief sie hochnäsig und warf einen Seitenblick auf Chazz.
>>Ich will mich aber mit dem Kerl duellieren!<<, schrie Julien.
>>Nichts da!<<, konterte Eo und machte bereits seinen ersten Zug. Julien konnte nichts mehr ändern. Er musste kämpfen.
Plötzlich kam Atticus wieder, und riss Chazz und Jaden mit in die nächsten Flure.
>>Was ist los?!<<, fragte Jaden, der wieder voll erwischt worden war, und hielt seine blutende Schulter.
>>Ist doch ganz klar! Man hat uns total verarscht!<<, keifte Chazz.
>>Er hat Recht. Lloyd de Cleuo ist unschuldig. Sheppert hat ihn durch die Mangel gedreht, er ist zu gar nichts im Stande.<<, sagte Atticus.
>>Ist doch klar! Und von wem bitte haben wir die Info? Rechal! Und Décembre!<< Chazz fluchte. >>Ich mochte ihn von Anfang an nicht!<<
Jaden zitterte. Ihm war kalt, der Schmerz packte ihn, und die Angst. Er konnte nur die Stimmen der beiden Älteren hören.
>>Cleuo hat damit nicht zu tun! So ein Mist! Und du hast diesem blonden Schwein auch noch geglaubt!<<
Jaden sah zwar nichts, aber er wusste, dass Chazz nur ihn damit meinte.
>>Ist gut, das ist jetzt egal. Er ist verschwunden, und jetzt müssen wir ihm hinterher!<<, meinte Atticus.
Lautlos lehnte sich Jaden an die Wand, und ließ sich an ihr herunter rutschen. Er schloss die Augen. Er hörte, wie die beiden los rannten.
Rechal hatte ihn angelogen. Er war der Meister des Ordens, Le Menteur! Er hatte schon wieder einem Menschen fast blindlings vertraut, dabei war alles abgekatert gewesen. Dann waren vielleicht auch alle Infos falsch gewesen. Vielleicht warteten dann bei Rechal noch fast dreißig Anhänger...
Plötzlich packte eine Hand seine. >>Jaden?<<
>>Zane?<<
Jaden fragte sich, wie der Blauhaarige ihn gesehen hatte. Es war stockdunkel.
>>Was ist los?<<, fragte er, >>Bist du verletzt?<<
>>Ja, aber es ist nicht schlimm. Hilf mir hoch, bitte.<<, bat Jaden und die starke Hand zog ihn auf die Beine. >>Chazz und Atticus sind voraus.<<, erklärte der Jüngere.
>>Dann komm.<<, sagte Zane, und Jaden hörte, wie auch er loslief.
>>Warte!<<, schrie Jaden.
Die Schritte stoppten. >>Was?<<
>>Ich seh nichts...<<, erklärte der Kleinere.
>>Drücke auf den Knopf an dem schwarzem Armband. Es lässt dich sehen. Ich weiß zwar nicht, wie das geht, aber es klappt.<<
Jaden tastete das Band ab, und fand tatsächlich einen Knopf, den er auch drückte. Einen Moment wurde alles vor seinen Augen weiß, doch dann schärfte sich sein Blick, und dann sah er den Flur, und Zane, der am Ende wartete. Es war, als wäre es taghell, und er hätte nur eine Sonnenbrille auf.
>>Ich komme.<<, sagte Jaden schnell, und schloss zu Zane auf.